Berlin, 18. Juli 2018 – Seit diesem Jahr greift zum ersten Mal das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG). Knapp 490 Unternehmen in Deutschland sind demnach dazu verpflichtet, über sogenannte nichtfinanzielle Informationen zu berichten. Das Gesetz fordert Angaben zu Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Betroffen sind bestimmte größere, kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden. Die CSR-Berichtspflicht betrifft aber auch explizit Versicherungen und Finanzinstitute, die nicht kapitalmarktorientiert sind. Gerade für diese Unternehmen der Finanzbranche hat sich der Deutsche Nachhaltigkeitskodex als Berichtsstandard zur Erfüllung des CSR-RUG etabliert.
Die Zwischenbilanz zeigt: In der DNK-Datenbank haben 214 Unternehmen angegeben, zu dem Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen zu gehören. Davon haben 192 ihre Entsprechenserklärung nach den im Sinne des CSR-RUG konkretisierten DNK-Kriterien erstellt und durch das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex auf formale Vollständigkeit prüfen lassen. Bereits 115 Entsprechenserklärungen (Stand 18.07.2018) sind davon in der DNK-Datenbank veröffentlicht, 27 weitere zur Veröffentlichung freigegeben.
Diese Bilanz ist für das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex sehr erfreulich. Über 90 % der freigegebenen DNK-Entsprechenserklärungen sind von Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistern, die nicht kapitalmarktorientiert sind und zum größten Teil zum ersten Mal zu Nachhaltigkeitsthemen berichten. Insbesondere Sparkassen nutzen den DNK, um eine nichtfinanzielle Erklärung zu erstellen. „Damit schlägt der DNK eine Brücke zwischen den Anforderungen des umfassenden Berichterstattungsstandard der Global Reporting Initiative (GRI) und den teilweise nicht aussagekräftigen nichtfinanziellen Erklärungen, die ohne ein Rahmenwerk erstellt wurden“, bilanziert Yvonne Zwick, Leiterin des Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex.
Ergebnisse der Anwenderumfrage 2018
Im Zuge der diesjährigen DNK-Anwenderbefragung wurde Anfang Juni allen Unternehmen und Organisationen, die den DNK bis zu diesem Datum nutzten, eine Umfrage geschickt. Insgesamt haben 138 DNK-Anwender teilgenommen. Die Rücklaufquote lag damit bei 38 %. Ziel war es herauszufinden, ob der DNK hilfreich für Anwender war, welche Herausforderungen bei der Berichterstellung auftraten und auf welche Weise der DNK von den Anwendern genutzt wird. Die Kernergebnisse in Kürze:
- Zwei Drittel der Rückmeldungen kamen aus der Finanz- und Versicherungsbranche.
- Der DNK wird als hilfreiche Basis zum Aufbau eines CSR-Managements bzw. einer CSR-Berichterstattung geschätzt, Verbesserungspotenzial sehen die Anwender bei der Trennschärfe einzelner Kriterien.
- Größte Herausforderung war das Verständnis der DNK-Kriterien bzw. des CSR-RUG. Unternehmensintern wird die Aktivierung von Abteilungen und Informationsbeschaffung als herausfordernd empfunden.
- Kunden und Mitarbeiter/-innen sind die Hauptzielgruppen der DNK-Entsprechenserklärung.
- 86 % der berichtspflichtigen Unternehmen planen im nächsten Jahr die Vorgaben nach dem CSR-RUG wieder mit dem DNK zu erfüllen, bei den übrigen 14 % steht die Entscheidung noch aus.
„Der DNK hat sich als der Berichterstattungsstandard für die Finanzbranche bewiesen und fördert Transparenz und Vergleichbarkeit in dieser sensiblen Branche. Hier müssen die Institute auch zukünftig liefern und die aufgedeckten blinden Flecken in Sachen Nachhaltigkeit systematisch angehen“, resümiert Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, mit einem ersten Blick auf das kommende Berichtsjahr. Dazu gehöre insbesondere die Integration von Nachhaltigkeit im Kreditgeschäft und Investments.
Anwenderzahlen des DNK im 1. Halbjahr 2018
Angetrieben durch die Berichterstattungspflicht nach CSR-RUG ist die Zahl der Unternehmensprofile in der DNK-Datenbank im ersten Halbjahr 2018 stark gewachsen. Mittlerweile haben 424 Unternehmen eine oder mehrere Entsprechenserklärungen veröffentlicht, was einen Anstieg von 72 % im Vergleich zum Dezember 2017 darstellt. Es liegen momentan 732 Berichte vor, die nicht nur eingesehen, sondern auch miteinander verglichen werden können, ein Plus von 54 % im Vergleich zu Ende 2017. Davon sind 641 in deutscher und 91 in englischer Sprache verfasst.
Spezifischer Nachhaltigkeitskodex für Hochschulen
Um den Beitrag von Hochschulen zur nachhaltigen Entwicklung in den Handlungsfeldern Governance, Nachhaltigkeitsberichterstattung, Lehre, Forschung, Betrieb und Transfer transparent und vergleichbar dazustellen, entwickelte das HOCH-N Netzwerk mit rund 50 Vertreterinnen und Vertretern von deutschen Hochschulen von 2015 bis 2018 den hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex. Zwölf Pilothochschulen haben ihn in der Entwicklung getestet. Die finale Fassung wird bis Ende 2018 in einen eigenen Leitfaden überführt.
Stärkere Synergien und Vernetzung
Der DNK strebt weiter die Verknüpfung mit etablierten Standards und Systemen an.
- Seit Anfang Mai haben die Ratingagentur EcoVadis und der DNK einen gemeinsamen Leitfaden herausgegeben. Die EcoVadis-Methodik deckt 90 % der im Nachhaltigkeitskodex verankerten Themen ab. Der Nachhaltigkeitskodex beinhaltet wiederum 15 der insgesamt 21 Kriterien, die Bestandteil der EcoVadis Bewertungsmethodik sind. Werden die im DNK integrierten Indikatoren berücksichtigt, ergibt sich eine Schnittmenge mit der EcoVadis Methodik von knapp 80 %. Das bedeutet für die Nutzer beider Systeme einen geringen Mehraufwand, will ein Unternehmen von der Berichterstattung zu einem aktiven Lieferkettenmanagement gehen oder vice versa mit einem EcoVadis Rating eine politisch sichtbare Berichterstattung erarbeiten.
- Für die Anwender der Sparkassen-Indikatoren bietet die Nachhaltigkeitsberatung kap N über den kap N Publisher© nun eine direkte Verbindung zur DNK-Datenbank an. Mit der Implementierung der Schnittstelle ist damit erstmals ein DNK-Branchenstandard direkt in die DNK-Datenbank importierbar.
- Seit diesem Jahr konnten sich erstmals Unternehmen mit ihrer DNK-Entsprechenserklärung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) bewerben. Der Preis wird seit 2008 jährlich an vorbildliche Unternehmen in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Die DNK-Entsprechenserklärung ersetzte dieses Jahr die Beantwortung des Online-Fragebogens, eine Möglichkeit, von der 30 Unternehmen Gebrauch machten. Die Unternehmen wurden auf Grundlage ihrer DNK-Erklärung mit einem sogenannten DNK-Scoring bewertet. Daraus werden Shortlist-Kandidaten für die Jurysitzung identifiziert. Die Preisverleihung findet am 07. Dezember 2018 in Düsseldorf statt.
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) fördert verantwortungsbewusstes Wirtschaften. Er stellt die Nachhaltigkeitsleistung von nationalen wie internationalen Organisationen und Unternehmen jeder Größe und Rechtsform anhand von 20 Kriterien und ergänzenden Leistungsindikatoren dar. Seit Anfang 2017 müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten. Die EU-Kommission und der deutsche Gesetzgeber haben den DNK als geeigneten Standard zur Erfüllung der Berichtspflicht gewürdigt. Aufgrund seiner Ausrichtung und unkomplizierten Handhabung ist der DNK auch für kleinere und mittlere Unternehmen gut anwendbar.
http://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) wurde erstmals im April 2001 von der Bundesregierung berufen. Ihm gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens an. Der Rat entwickelt Beiträge für die Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, benennt konkrete Handlungsfelder und Projekte und verfolgt die Aufgabe, Nachhaltigkeit zu einem wichtigen öffentlichen Anliegen zu machen. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel setzt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie fort und hat den RNE zum 01. November 2016 für weitere drei Jahre berufen.
https://www.nachhaltigkeitsrat.de/
Ansprechpartner für die Medien:
Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex
c/o imug Beratungsgesellschaft
E-Mail: team@nachhaltigkeitskodex.org
Tel.: +49 30 338424-888
Rat für Nachhaltige Entwicklung
Medienreferentin Katja Tamchina
E-Mail: katja.tamchina@nachhaltigkeitsrat.de
Tel.: +49 30 338424-233