Europas „Clean Industrial Deal“: Nachhaltigkeit als Wirtschaftsmotor

Der Wirtschaftsplan soll die Wettbewerbsfähigkeit stärken, die verarbeitende Industrie sichern und die Dekarbonisierung beschleunigen. Eine Einordnung von RNE-Mitglied Gunda Röstel.

Auf dem Foto sieht man den einen Teil eines Solarpanel. Am Rand steht ein Arbeiter mit Handschuhen und einer gelben Weste und schraubt mit einem Schraubenzieher eine Schraube fest.

Der Clean Industrial Deal setzt weiter auf eine ambitionierte Dekarbonisierung der Industrie. Erneuerbaren Energien und deren Speicherfähigkeit kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Foto: Como una Reina, Pixabay

Der Clean Industrial Deal (CID), den die EU-Kommission am 26. Februar 2025 vorgestellt hat, ist ein entscheidender Schritt hin zu einer klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Industrie. Er setzt darauf, dass wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz sich nicht ausschließen, sondern im Gegenteil sich gegenseitig bedingen. Die sechs zentralen Handlungsfelder – darunter erneuerbare Energien, grüne Leitmärkte, internationale Partnerschaften oder Finanzierung bis hin zur Fachkräfteförderung – zeigen eine klare Richtung auf: Eine nachhaltige Industriepolitik stärkt die wirtschaftliche Resilienz Europas, reduziert Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern sowie kritischen Rohstoffen und unterstützt über Finanzierungsmöglichkeiten oder die Senkung von Energiekosten die Wettbewerbs- wie Innovationsfähigkeit der Unternehmen.

Ein zentraler Punkt im CID: Die Energiekosten, die gerade auch mit Blick auf die Konkurrenz aus China und den USA eine erhebliche Herausforderung für Unternehmen darstellen. Der Clean Industrial Deal setzt weiter auf eine ambitionierte Dekarbonisierung der Industrie, erneuerbaren Energien und deren Speicherfähigkeit kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Um die Strompreise zu senken, soll die grenzüberschreitende Energieinfrastruktur ausgebaut werden, außerdem skizziert der Deal gezielte Maßnahmen zur Sicherstellung einer verlässlichen und bezahlbaren Energieversorgung. Ebenso essenziell sind die vorgesehenen Investitionen in Wasserstoff, Energiespeicherung und intelligente Netze, um Versorgungssicherheit und langfristige Kostenstabilität zu gewährleisten.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen keine Gegensätze sein

Als wichtig erachten wir auch gezielte Marktanreize, um klimafreundliche Produkte und Innovationen wettbewerbsfähig zu machen. Der Clean Industrial Deal setzt auf nachhaltige öffentliche Beschaffung, Förderprogramme für klimaneutrale Technologien und neue Finanzierungsinstrumente. Durch klare Nachhaltigkeitskriterien in der Produktion und einheitliche Standards wird der Binnenmarkt für grüne Produkte gestärkt. Dies sichert die Zukunftsfähigkeit der europäischen Industrie – und positioniert sie auch international als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Technologien. Der Zugang zu Kapital für grüne Investitionen muss dabei weiter erleichtert werden, um den Transformationsprozess zu beschleunigen.

Beim RNE freuen wir uns, dass auch der Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in den Deal mit eingeflossen ist – ein Schlüssel, um Europas Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu reduzieren und gleichzeitig über innovative Prozesse und Technologien neue Wertschöpfung zu generieren.

Effiziente Ressourcennutzung, Recycling, Wiederverwertung und der Einsatz alternativer Materialien reduzieren nicht nur Umweltbelastungen, sondern tragen auch zur Rohstoffsicherheit bei. Gleichzeitig setzt der Plan auf klare regulatorische Vorgaben und Anreize für Unternehmen, kreislauffähige Geschäftsmodelle zu etablieren. Bis 2030 soll Europa eine führende Region für Kreislaufwirtschaft werden – eine Strategie, die ökologische und wirtschaftliche Vorteile vereint.

Unterstützung auch kleiner und mittlerer Unternehmen

Es ist kein Geheimnis, dass eine nachhaltige Transformation der Industrie kurzfristig erhebliche Investitionen erfordert. Deshalb sieht der Clean Industrial Deal umfassende Finanzierungsinstrumente vor, um Unternehmen bei der ökologischen Umgestaltung zu entlasten. Dazu gehören Investitionsprogramme der EU, nationale Förderinstrumente und innovative Finanzierungsmodelle wie Green Bonds und Klimainvestitionsfonds. Besonders wichtig ist der erleichterte Zugang zu Kapital für grüne Innovationen und Technologien, um nachhaltige Geschäftsmodelle langfristig zu stärken. Und nur durch eine gezielte finanzielle Unterstützung kann sichergestellt werden, dass auch kleine und mittlere Unternehmen die Chance haben, in eine klimaneutrale Zukunft zu investieren.

Beim RNE begrüßen wir den strategischen Ansatz, der Wertschöpfung, Arbeitsplätze und damit auch Steuereinnahmen in Europa sichert. Wir werden den Prozess konstruktiv begleiten und setzen darauf, dass der Clean Industrial Deal im nächsten Schritt von allen Beteiligten ambitioniert umgesetzt wird, und dabei die Errungenschaften des Green Deals aus der vorherigen Legislaturperiode einfließen. Eine nachhaltige Industriepolitik trägt aktiv zur globalen Klimawende bei und beschreibt gleichzeitig den Unterschied im Wertefundament zu autokratischen Strukturen. Der RNE baut darauf, dass damit eigene Unternehmen im Binnenmarkt, aber auch im Handel in bestehenden und neuen Partnerschaften wachsen können und sich Investoren und kluge Köpfe aus aller Welt eingeladen fühlen, hieran mitzuwirken.