Unterstützung für Unterstützer*Innen – von der Uni Hildesheim zum UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für Nachhaltige Entwicklung

Wer im Alltag Nachhaltigkeit umsetzen will, stellt sich oft zu große Aufgaben – und scheitert. Das Projekt „Your Goal – your Action“ an der Universität Hildesheim will dem entgegenwirken. Es ist ein gutes Beispiel, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung gelingen kann.

Am Ende werden sie alle Beteiligten zur großen Ausstellung einladen – als Zeichen der Anerkennung. Sira Möller ist derzeit im Nachhaltigkeitsbüro, dem Green Office, der Universität Hildesheim zuständig für das Projekt „Your Goal – your Action“, es startet im Herbst 2019. Das Ziel sei, so Möller, Studierende, die Ideen haben um den sozial-ökologischen Wandel an der Hochschule oder in ihrer Stadt voranzubringen, zu unterstützen. Mit Informationen. Mit persönlicher Beratung. Und mit Wertschätzung.

Die Tafel Schokolade, die Flasche Cola, der Müsliriegel aus dem Automaten in den Unigebäuden sollen durch Bio- und Fairtrade-Produkte ersetzt werden? Die Busanbindung zum Campus außerhalb der Stadt soll verbessert werden? „Das sind gute, aber viel zu große Aufgaben, die sich Studierende oft stellen“, sagt Möller. Die Verträge mit den Snackanbietern liefen über viele Jahre, für Busunternehmen lohne sich die Fahrt spät abends nicht mehr. Das mache es schwer – und den Frust später groß bei jenen, die etwas auf die Beine stellen wollten.

Oft fehlt Zeit und Geld

Das Problem für Studierende ist nicht anders als für viele andere Engagierte. Möller erklärt, der Aufwand für ein Projekt sei oft größer als gedacht. Geld oder Zeit fehlten. Selbst einen Raum für ein Treffen aller Beteiligten zu finden, könne schon anstrengend sein. An Wertschätzung mangele es zumeist auch.

Das soll sich nun mit „Your Goal – your Action“ ändern. Der Name bezieht sich auf die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Das Projekt steht beispielhaft dafür, wie sich Bildung für nachhaltige Entwicklung vor Ort verankern lässt. Interessant ist der Weg dahin.

Alles beginnt im Jahr 2015. Die UNESCO startet das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im selben Jahr richtet die Bundesregierung eine Nationale Plattform ein, um die Umsetzung in Deutschland voranzubringen. Die verabschiedet zwei Jahre später einen Nationalen Aktionsplan. Als Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und Mitglied der Plattform sagt Marlehn Thieme unter anderem zu, einen Jugendwettbewerb zur Bekanntmachung der SDGs auf den Weg zu bringen. Kurz darauf startet der RNE den Bildungswettbewerb „Zukunft, fertig, los!“. Er wird zur Chance für Möller und ihre Mitstreitenden von der Uni Hildesheim.

„Wir wollen gemeinsam mit unseren Studierenden die 17 SDGs zum Leben erwecken und sie aus ihrem theoretischen Darstellungskosmos befreien“, schreiben sie in ihre Bewerbung. Die kommt bei der Expertenjury gut an, die aus knapp 100 Ideen die besten heraussuchen muss. Also laden sie Möller genau wie 21 andere Bewerber zum „SDG-Speed-Dating“ nach Berlin ein. 15-mal, 5 Minuten – so stellt die Hildesheimerin dort die Idee von „Your Goal – your Action“ 15 potenziellen Förderinnen und Förderern aus Stiftungen, Unternehmen und Politik vor. Es „war heftig, aber lehrreich“, meint Möller. Und sie überzeugt.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt lädt sie wenig später nach Osnabrück, sie gehen das Projekt nochmal im Einzelnen durch, fügen zum Beispiel noch die Begleitforschung ein. Danach bekommt Möller die Zusage für die Förderung.

UNESCO verlängert Aktionsprogramm

Für die Studierenden an der Universität Hildesheim heißt das: Ab Oktober werden sie eine extra Ansprechperson im Green Office für ihre Projektideen finden. Welchen Rat sie geben könnte, wenn es etwa um die Busanbindung geht? „Dass es einfacher sein könnte, den Weg erst einmal für Radfahrende attraktiver zu machen – mit Fahrradstationen und Servicepoints mit Luftpumpe und Werkzeug für kleine Reparaturen“, sagt Möller. Die Mitarbeitenden des Büros werden obendrein ein digitales Lernprogramm zum Projektmanagement aufbauen. Darin wird zum Beispiel stehen, dass es wichtig ist, ein klares Ziel zu formulieren.

Möller rechnet damit, „dass jährlich bis zu 30 Projekte entwickelt und damit insgesamt 2400 Leute erreicht werden.“ Alle Initiativen, die in den drei Jahren entstanden sind, werden präsentiert und die besten ausgezeichnet. Außerdem soll ein Leitfaden erarbeitet werden für alle Hochschulen, die „Your Goal – your Action“ nachahmenswert finden.

Das Projekt darf Schule machen. Die UNESCO hat ihr Weltaktionsprogramm zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung gerade erst bis zum Jahr 2030 verlängert. Die Nachhaltigkeitsziele und die Frage, wie die Bereitschaft der Gesellschaft für den notwendigen Wandel gestärkt werden kann, sollen dabei stärker in den Mittelpunkt rücken. Offiziell gestartet wird die Verlängerung mit einer Auftakt-Konferenz im kommenden Jahr in Berlin.