Himbeeren mit Frischkäse statt süßer Marmelade, Mus aus Biokürbis anstelle fetter Wurst – Sara Flügel weiß, wie man schnell einen gesunden Brotaufstrich zubereiten kann. „Gesund kochen kann jeder“, sagt sie. Das ist auch das Ziel der bundesweiten Kampagne „Bio kann jeder“ für mehr Ökolebensmittel und saisonale, tiergerecht produzierte und fair gehandelte Produkte beim Kita und Schulessen. Flügel arbeitet für den Verein Thüringer Ökoherz, er setzt die Kampagne für die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Thüringen um. Jeder, der mit der Verpflegung von Kindern und Jugendlichen zu tun hat, kann sich zu einer vierstündigen, kostenlosen Schulung anmelden – Erziehende, Köchinnen und Köche und Caterer, auch Mitarbeitende der behördlichen Vergabestellen, die für die Ausschreibungen von Schul- und Kitaessen verantwortlich sind.
Nur 28 Prozent der staatlichen Schulen in Thüringen bieten Bio-Verpflegung
“Ich möchte erreichen, dass sich mehr Küchen in Thüringen trauen, Bio-Lebensmittel einzusetzen, gerne auch aus der eigenen Region“, sagt Flügel. Womit aber nicht gemeint sei, dass die Küchen zu 100 Prozent Bio kochen müssen. Die Schulungen macht sie am liebsten auf einem Guts- oder Bauernhof mit ökologischer Landwirtschaft. Dort können die Teilnehmenden sehen, was der Unterschied zu konventionell erzeugten Lebensmitteln ist, etwa der Verzicht auf synthetischen Dünger, Pestizide und Gentechnik. Und dass das einfach gesünder ist. Auch erklärt Flügel, an welchen Siegeln man Bio-Lebensmittel erkennt und wie man Bio-Kriterien in Ausschreibungen einbettet.
„Dann ist auch genügend Geld für Biomilch da.”
Laut der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thüringen wird in fast Dreiviertel der staatlichen Schulen Thüringens keine Bio-Verpflegung angeboten. Zwar liege der Preis für ein Bio-Essen um ein paar Cent höher, sagt Flügel, „aber wenn man Hackfleisch mal durch das günstigere Soja, gegebenenfalls sogar aus hiesigem Anbau ersetzt, dann ist auch genügend Geld für Biomilch da“, sagt Flügel.
Einige Bundesländer haben einen gesetzlich vorgeschriebenen Bio-Mindestanteil in der Kita- und Schulverpflegung. In Berlin etwa liegt er seit 2021 bei 50 Prozent, Bremen stellt die Verpflegung in Schulen und Kitas bis 2022 zu 100 Prozent auf Bio um. In Thüringen gibt es solche Vorgaben noch nicht, daher fehle die Verbindlichkeit für Großküchen und Caterer, gesunde Lebensmittel einzusetzen, so Flügel.
Sie wünscht sich, dass die Ausschreibungen für das Kita- und Schulessen künftig höhere Ansprüche an die Caterer stellen. Und dass es bis 2030 auch in Thüringen einen gesetzlich verankerten Bio-Mindestanteil in der Kita- und Schulverpflegung gibt.
Dieser Text ist in der Broschüre „Thüringen macht einfach!“ erschienen und Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN). Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.