Das Auswärtige Amt lädt interessierte Bürgerinnen und Bürger am 30. Mai 2018 in den Internationalen Club im siebten Stock seines Sitzes in Berlin. Es ist der Auftakt zum Veranstaltungsprogramm „Diplomatie für Nachhaltigkeit“ – und eine Premiere. Denn damit beteiligt sich das Auswärtige Amt erstmals an den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit, die an dem Tag beginnen und bis zum 5. Juni laufen, und zwar bundesweit. Nur in Baden-Württemberg dauern sie vom 7. bis zum 10. Juni.
Mit zehn in Berlin ansässigen Botschaften europäischer Länder gestaltet das Ressort von SPD-Außenminister Heiko Maas ein gemeinsames Programm: An jedem Wochentag finden verschiedene Events, Diskussionsrunden, Spiele, Kinovorführungen in den teilnehmenden Botschaften in englischer Sprache statt. Die britische Botschaft präsentiert zum Beispiel die Naturdokumentation Blue Planet II, die in beeindruckenden Bildern das Leben unter Wasser zeigt und in Großbritannien 2017 die erfolgreichste TV-Sendung war. Dänemark macht bezahlbare saubere Energie zum Thema, Ungarn das „Waterwonderland“, die wilden Flüsse des Landes.
Die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit gehen auf eine Initiative des Rates für Nachhaltige Entwicklung anlässlich der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) im Jahr 2012 zurück. Jetzt finden sie bereits zum siebten Mal statt – und noch nie gab es so viele verschiedene Unterstützer wie in diesem Jahr: Das sind zum einen Kindergärten, Schulen, Universitäten, Kommunen, Stadtwerke, Ämter, soziale Einrichtungen, Unternehmen und so fort. Zum anderen werben nun auch Abgeordnete, Diplomaten und der deutsche Außenminister für die Aktionstage.
„Wir wollen in einen aktiven Dialog mit unseren europäischen Partnern zu möglichen Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung treten, denn eine lebensfähige Zukunft für künftige Generation kann nur gemeinsam erreicht werden“, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Das gemeinsame Projekt „Diplomatie für Nachhaltigkeit“ sei „ein starkes Signal“.
Die Initiative ging vom Auswärtigen Amt aus. Vor allem der Umweltbereich, so erklärte es, sei für das Ressort von „steigender Bedeutung“. Das zeigte sich bereits, als Minister Maas im März in der UN-Zentrale in New York dafür warb, dass Deutschland ab 2019 dem UN-Sicherheitsrat als nicht ständiges Mitglied für zwei Jahre angehört. Dort wolle man sich besonders den Konfliktrisiken durch den Klimawandel widmen, erklärte er. Die Bundesrepublik werde „eine Führungsrolle beim Kampf gegen den Klimawandel einnehmen.“
Die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit belegen, dass es dafür Ideen zuhauf gibt. Dirk Wiese ist Parteikollege von Maas, Koordinator der Bundesregierung für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Ländern der Östlichen Partnerschaft, zuvor war er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium Wirtschaft und Energie. Er unterstützt die Aktionstage auf lokaler Ebene und wird in seinem Wahlkreis in der Stadt Brilon Ende Mai in der deutschlandweit ersten CO2-neutralen Jugendherberge ein Repair-Café besuchen. Das haben Ehrenamtliche erst vor kurzem eröffnet. Sie helfen den Bürgern, kaputte Lampen oder Toaster wieder herzustellen. Wiese sagt: „Wir brauchen beides. Das Engagement von Bürgern und das von Bundespolitikern für die nachhaltige Entwicklung.“
Um Nachhaltigkeit zu leben, sei „nicht viel“ nötig, meint der CDU-Fraktionsvorsitzende im niedersächsischen Landtag, Dirk Toepffer. Ein Anfang sei, „im Kleinen bei sich selbst zu beginnen“. Darum organisiere er zu den Aktionstagen auf zwei Wochenmärkten in Hannover einen „Ideenbaum“ und „eine Ideentauschbörse“ für eine nachhaltige Gesellschaft.
„Nachhaltigkeit ist leider ein Begriff geworden, den viele nur noch als Worthülse verstehen. Dabei tut sich viel etwa bei Landwirten, auch bei Unternehmen. Das kann man bei den Aktionstagen zeigen“, sagt indes Alexander Schoch, grüner Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg. Er macht jedes Jahr mit. Diesmal plant er, zu einer Radtour durch seinen Wahlkreis Emmendingen einzuladen, entlang an Erneuerbare-Energien-Projekten.
Allerorten machen Bürger vor, wie die Zukunft aussehen kann. Ein sportliches Beispiel: vier U19-Nationalmannschaften kämpften diesen März im sauerländischen Arnsberg um die Teilnahme bei der EM. Der Veranstalter, der SV Hüsten 09, nahm sich vor, die Spiele klimaneutral zu machen, appellierte an die Zuschauer mit Bus und Bahn anzureisen, nahm für den PKW-Parkplatz vier Euro statt des sonst üblichen einen Euro, bot Getränke nur in Pfandflaschen an, Wurst in Brötchen statt auf Pappe. „Am Ende hatten wir nur eine Tonne voll Hausmüll“, sagt Laura Hieronymus aus dem Vorstand des SV Hüsten 09, die die Aktion mit verantwortet hat. Sie meint: „Das ist gut für die Umwelt, und unser Verein bleibt im Gespräch. Es gewinnen alle.“ Bei den Aktionstagen will der SV Hüsten nun noch in einem Workshop entscheiden, wie die CO2-Emissionen ausgeglichen werden, die etwa wegen des Flutlichts entstanden sind.
Allein 2017 gab es bei den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit 1.800 Aktionen – kleine Verschenk-Tische, Upcycling-Workshops, betriebliche Nachhaltigkeitsfeste. Noch kann man Aktionen 2018 anmelden. Wer in den Internationalen Club des Auswärtigen Amtes möchte, meldet sich über diesen Kontakt an. Wem noch Ideen fehlen, der kann sich von den Leuchtturmprojekten 2017 und den Aktionsbeispielen inspirieren lassen.