Anschließen kann sich jede*r: Wer seinen Strom von „Performance Electrics“ in Luckenwalde bezieht, fördert über seine Nebenkosten Kunst. Pablo Wendel ist Geschäftsführer dieses besonderen Stromanbieters. Er, ausgebildet als Steinbildhauer, hat schon an verschiedenen Orten – in Berlin, in Stuttgart, in Brüssel, in São Paulo – Strom in Verbindung mit Kunst produziert, aber noch nie so wie in Luckenwalde.
Die Energiewende sei bislang vor allem eine Sache der Techniker, der Ingenieure, meint Wendel. „Aber“, sagt er, „die Ästhetik, die Frage, wie sie Orte und Regionen verändert, kommt kaum vor.“ Dabei sei doch entscheidend, was zum Beispiel aus der Kohle-Infrastruktur werde, die einst aufwändig aufgebaut worden ist. Lässt sie sich umbauen, anders nutzen?
2017 hat Wendel das mehr als 100 Jahre alte E-Werk in Luckenwalde gekauft, ein denkmalgeschütztes Gebäude samt riesigem Grundstück. Bis zum Mauerfall hat es die Region mit Strom und Wärme aus Braunkohle versorgt, später stand es jahrelang leer. Wendel begann mit der Restaurierung. Er arbeitete mit Leuten von vor Ort zusammen, die die Geschichte des Kraftwerks gut kennen. „Zeitzeugen“ nennt Wendel sie. Er holte Wissenschaftler*innen hinzu.
Sie überlegten gemeinsam, wie sich die alte Technologie umrüsten lässt. Über die Freiwilligen-Internetplattform Workaway kamen im Laufe der Zeit zudem gut 75 Helfende, Techniker*innen, Studierende, Künstler*innen aus der ganzen Welt nach Luckenwalde, die gegen Kost und Logis mit anpackten. Wendel: „Da waren sehr schöne Momente dabei.“ Und zur Eröffnung 2019 waren dann mehr als 1000 Leute da.
Kunst wird hier vielleicht mehr wahrgenommen als in Berlin
Heute ist das E-Werk ein Zentrum für Öko-Energie und zeitgenössische Kunst: In die alten Öfen des Kesselhauses kommen Holzhackschnitzel aus der Region. Aus dem so gewonnen Holzgas wird mit moderner Kraft-Wärme-Kopplung-Technik Strom und Wärme erzeugt. Bis auf den Eigenbedarf wird alles ins öffentliche Netz eingespeist. Diese Energie kann über den von Wendel schon 2012 gegründeten gemeinnützigen Stromanbieter Performance Electrics bezogen werden. Der Erlös ϐließt in die weitere Entwicklung zeitgenössischer Kunst im E-Werk. In den ehemaligen Büroräumen in den oberen Geschossen sind Ateliers und Ausstellungsräume entstanden, die Künstler*innen mieten können. Auch in der 350 Quadratmeter großen Turbinenhalle gibt es Ausstellungsräume.
Das alte Industriedenkmal ist ein Treffpunkt geworden, auch weil sich im ehemaligen Trafohäuschen zum Beispiel saisonale Küche essen lässt. Es elektrisiert einen ganzen Ort und eine ganze Region. „Kunst wird hier vielleicht mehr wahrgenommen als in Berlin, wo es so viel gibt, dass das Einzelne fast untergeht“, sagt Wendel. Und weiter: „Es braucht solche Orte“. Der weltweit renommierte Künstler Wendel lebt mit seiner Familie mittlerweile auf dem Gelände des E-Werkes.
Dieser Text ist in der Broschüre „Brandenburg macht einfach!“ erschienen und Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN). Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.