Die Bewerbungsfrist für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 läuft. Kommunen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen können derzeit ihre Ideen einreichen. Einen Sonderpreis gibt es zum zweiten Mal für besonders zukunftsträchtige Bauprojekte. Unterdessen hat es ein Forschungspreisträger von 2012 in die Praxis geschafft: demnächst gibt es Tomatenfisch zu kaufen.
In vier Kategorien wird in diesem Jahr der Deutsche Nachhaltigkeitspreis vergeben, dessen institutioneller Partner der Rat für Nachhaltige Entwicklung ist. Im Bereich Forschung können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Innovationen zu den Themen Klima, Energie, Ressourcen und Umwelttechnologien sowie zu nachhaltiger Unternehmensführung einreichen. Für den letztgenannten Bereich endet die Bewerbungsfrist am 18. Mai.
Ausgezeichnet werden Projekte, die den Wandel hin zur Green Economy voranbringen – allen voran Kooperationen zwischen Unternehmen und Zivilgesellschaft. Teilnehmen können einzelne Experten oder auch Teams aus deutschen Forschungseinrichtungen, Universitäten und Fachhochschulen oder Unternehmen.
Für die anderen drei Kategorien läuft die Bewerbungsfrist bis zum 6. Juni. Ein Preis geht an Unternehmen, die ein besonderes, ökologisches und soziales Geschäftsmodell entwickelt haben. Für Kommunen, die eine nachhaltige Politik verfolgen, gibt es ebenfalls eine Kategorie. Einzig in dieser Kategorie wird ein Preisgeld vergeben, insgesamt 105.000 Euro. Als Fördersumme kommt es den Projekten der Kommunen zugute. Zudem können sich Bauherren, Architekten und Nutzer mit Neu- und Bestandsbauten in Deutschland für den Sonderpreis „Nachhaltiges Bauen“ bewerben.
Ein Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises von 2012 steht mittlerweile kurz vor dem Durchbruch: der „Tomatenfisch“ des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Dabei leben und wachsen Fische und Gemüse in einem Gewächshaus. „Aquaponik“ nennt sich die patentierte Technik, bei der Wasser, Nährstoffe, Energie und Fläche doppelt genutzt werden. Was die Fische ausscheiden, wird gefiltert und dient den Pflanzen als Dünger. Die Fische nutzen den Sauerstoff der Pflanzen, die Pflanzen das CO2 der Fische.
In dem System können verschiedene Gemüsesorten gedeihen. „Wir können ein ganzes Ratatouille anbauen“, sagt Werner Kloas scherzhaft, Professor für Endokrinologie und Leiter der Abteilung „Ökophysiologie und Aquakultur“ am IGB. „Unsere Technologie kann die Ernährungssicherung im 21. Jahrhundert verbessern“, ergänzt er.
Nun wird das System zum ersten Mal kommerziell vertrieben. Das Startup ECF Farmsystems konnte einen Kapitalgeber gewinnen und will noch in diesem Jahr mit dem Bau einer 1.800 Quadratmeter großen „City-Farm“ in Berlin beginnen. Sie soll pro Jahr 25 Tonnen Fisch und 35 Tonnen Gemüse liefern. Leicht war der Weg dahin nicht, sagt Kloas. „Wir hatten Dutzende von Anfragen. Aber die meisten sogenannten Risikokapitalgeber wollten kein Risiko eingehen“, ergänzt er.
Unabhängig davon fördert die Europäische Union den Tomatenfisch mittlerweile mit sechs Millionen Euro. Vier je 500 Quadratmeter große Demonstrationsanlagen sollen nun entstehen: an der Müritz nahe Berlin, in Belgien, in Spanien und in China. „Damit können wir zeigen, dass das System in vier Klimazonen unter völlig verschiedenen Voraussetzungen funktioniert“, sagt Kloas und hofft, damit weitere Investoren von der Erfindung zu überzeugen, die 2012 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen hat.
Die Preisträger 2014 werden am 28. November in Düsseldorf ausgezeichnet. Eine Jury Experten aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Zivilgesellschaft, unter anderem Klaus Töpfer, Gesine Schwan und Wolfgang Thierse, entscheidet über die Sieger.
Weiterführende Informationen
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis
ECF, Anbieter von ersten kommerziellen Tomatenfischfarmen