Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat verglichen, welche steuerlichen Anreize verschiedene Länder für nachhaltige Investitionen und Konsum bieten. In dem erstmals erschienenen Green Tax Index belegt Deutschland unter 21 Industrienationen nur den 15ten Platz. Das liegt vor allem daran, dass die Bundesrepublik grünes Wirtschaften mit anderen Instrumenten fördert.
Unternehmen, die in den USA einen energiesparenden Kühlschrank oder eine verbrauchsarme Waschmaschine bauen, können Steuern sparen. Genau genommen bis zu 200 Dollar bei einem Kühlschrank und bis zu 225 bei einer Waschmaschine. Steuernachlässe gibt es auch für Privatpersonen: Wer etwa eine neue Klimaanlage kauft, die einen bestimmten Grad an Energieeffizienz einhält, füllt mit seiner nächsten Steuererklärung ein Formular aus und führt 300 Dollar weniger an den Staat ab. Das geht allerdings nicht unendlich oft, die maximale Summe ist für jeden Steuerzahler gedeckelt und einige der Anreize laufen Ende 2013 aus.
Nach diesem Muster fördert die Bundesregierung der USA auch Solaranlagen, eine bessere Wärmedämmung in Häusern und vieles mehr. In Deutschland gibt es das nicht. Die Vereinigten Staaten landen deshalb auf dem ruhmreichen ersten Platz des „Green Tax Index“ der KPMG, gefolgt von Japan und Großbritannien, selbst China und Indien schneiden besser ab als Deutschland. Deshalb schränkt Eugen Straub, bei der KPMG in Deutschland für den neuen Index verantwortlich, ein: „Der Index sagt nichts darüber aus, wie die Länder Nachhaltigkeit insgesamt fördern.“
Zielgruppe sind vor allem Unternehmen, die wissen wollen, in welchen Ländern sie mit steuerlichen Anreizen für ihre Kunden oder sich selbst rechnen können, wenn sie ökologisch wirtschaften – oder steuerliche Nachteile, wenn sie es nicht tun. Die KPMG hat in den 21 untersuchten Ländern über 200 solcher Regelungen gefunden. 30 sind seit dem Jahr 2011 neu eingeführt worden.
Darunter waren beispielsweise steuerliche Anreize zum Schutz von Ökosystemen, in den Bereichen Wassermanagement, Elektromobilität oder Ressourceneffizienz. Am meisten Punkte gab es für direkte Steuern auf den Ausstoß von CO2, die in China, Indien, Finnland, Großbritannien und Südafrika eingeführt worden sind, zudem in Australien, wo man die Steuer allerdings wieder abschaffen will. Deutschland erreicht bei energiesparenden Gebäuden und Energieeffizienz jeweils den zweiten Rang, hier wurde beispielsweise die Stromsteuer gewertet.
Wissenslücke in Unternehmen
Die KPMG schreibt, dass nicht alle Unternehmen die Bandbreite grüner Steuern in ihrem Geschäftsgebiet und die angebotenen Anreize komplett kennen. Offenbar herrscht ein Informationsbedarf in Unternehmen: Eine Umfrage des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg in den USA im Jahr 2012 ergab, dass zwei Drittel der Steuerrechtsexperten in den USA nicht mit den staatlichen Steueranreizen vertraut sind, die privaten Investoren winken, wenn sie ihr Geld in Windenergie anlegen.
„Wir bewerten nicht, wie effektiv steuerliche Anreize wirken“, sagt Straub. Deutschland gehe einen anderen Weg als beispielsweise die USA und arbeite wenig mit Instrumenten der Steuerpolitik. Förderprogramme etwa zu energieeffizientem Bauen funktionieren hierzulande über zinsgünstige, staatliche Darlehen der KfW-Bank, der Ausbau erneuerbarer Energien bekanntlich über die Einspeisevergütung des EEG, die nicht in die Bewertung der KPMG einfloss.
Straub hat für das deutsche Modell auch einen Grund gefunden: Steueranreize kommen vor allem Gutverdienern zugute, die viele Steuern zahlen und sind, so glaubt er, deshalb in Deutschland aus sozialen Erwägungen heraus weniger durchsetzbar. Zudem habe man mit dem Fördergebietsgesetz nach der Wende schlechte Erfahrungen gemacht, mit dem Investitionen in den neuen Bundesländern steuerlich begünstigt wurden, oft aber ökonomisch nicht sinnvoll gewesen seien. Ob steuerliche Anreize oder eine direkte Subventionierung von nachhaltigem Wirtschaften sinnvoller sind, hat die KPMG nicht untersucht.
Weiterführende Informationen
Green Tax Index der KPMG [PDF, 3,2 MB]
Webseite Green Tax Index
Steuererleichterungen für Produzenten von effizienten Haushaltsgeräten, US-Behörde Internal Revenue Service
Energieeffizienz: Steuererleichterungen für US-Bürger, Energystar
Studie “Nachhaltig aus der Krise – Analyse möglicher Beiträge einer ökologischen Finanzreform”, Ecologic Institut und DIW im Auftrag des Rates für Nachhaltige Entwicklung (PDF, 1267 KB) 29.09.2009