Eine der großen Fragen der nächsten Klimaverhandlung wird sein, wie Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden. Seit Jahren sind dabei Versicherungen im Gespräch, die den betroffenen Menschen in Entwicklungsländern helfen sollen. Deutschland macht die Idee zum Thema des nächsten G7-Treffens und stellt Geld für eine Anschubfinanzierung bereit.
Der 7. Januar 2014 war für die Karibikinsel St. Lucia ein historisches Datum: Zwei Wochen zuvor, zur Weihnachtszeit, gab es in einigen Regionen im Norden und Süden heftige Regenfälle und beträchtliche Schäden. Die ersten Betroffenen bekam bereits an jenem Januartag Geld für den Wiederaufbau, keine Spenden, sondern eine Auszahlung aus einer sogenannten Livelihood Protection Policy, eine Versicherung, die auch auf der Nachbarinsel Grenada angeboten wird.
Die Versicherung ist ein Pilotprojekt, unter anderem getragen vom deutschen Umweltministerium und von der Munich Climate Insurance Initiative. Möglicherweise könnte die Versicherung für Staaten wie St. Lucia bald internationales Vorbild sein: Seit dem Klimagipfel 2010 im mexikanischen Cancun ist es offizieller Arbeitsauftrag der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), an Versicherungslösungen zu arbeiten, die den vom Klimawandel besonders Betroffenen zu Gute kommen – meist Menschen in Entwicklungsländern, die kein Geld für eine Police haben.
Geld aus dem Green Climate Fund
Deutschland veranstaltet in dieser Woche eine Tagung zu dem Thema, hat eine Initiative der G7 für Klimarisikoversicherungen ins Leben gerufen und kündigte an, 150 Millionen Euro dafür bereit zu stellen. Generell wollen die Industrieländer ab 2020 über den sogenannten Green Climate Fund jährlich 100 Milliarden Dollar für Anpassung an und Beseitigung von Schäden durch den Klimawandel zur Verfügung stellen. Öffentliche Zuschüsse für Versicherungen könnten eine Verwendung des Geldes darstellen.
Öffentlich-Private Partnerschaften sind bei Finanzierungen solcher Versicherungen unumgänglich, wenn die besonders verletzlichen Menschen Zugang bekommen sollen, sagt etwa Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch und Mitglied in der Climate Insurance Initiative.
Auch Peter Höppe ist dort Mitglied, Chef des Geo Risks Research/Corporate Climate Centre der Munich Re. „Es wird auf lange Sicht nicht gelingen, von den betroffenen Menschen risikoadäquate Prämien zu verlangen. Das sind Menschen die mit weniger als zwei Dollar Einnahmen am Tag auskommen müssen“, sagt er.
Um ihnen zu helfen, sei ein möglichst einfacher Mechanismus nötig, wann die Versicherung einspringt. „Im Fall eines Starkregens können wir nicht erst Schadensschätzer entsenden“, sagt Höppe. Die Auszahlungen in St. Lucia finden deshalb automatisch statt, wenn in einem bestimmten Gebiet Starkregen oder extreme Winde herrschen, die einen definierten Wert übersteigen. Allerdings werden dadurch möglicherweise einzelne Betroffene an anderer Stelle übersehen, und andere haben vielleicht kaum Schäden und bekommen trotzdem Zahlungen.
Trotzdem sei die Methode dank umfassender Wetter- und Schadensdatenbanken der Versicherer relativ zuverlässig und vor allem: „simpel“, sagt Höppe. Der Vorteil solcher Versicherungen liegt auf der Hand: „Im Fall einer Naturkatastrophe ist in der kritischsten Phase unmittelbar danach sofort Geld da.
Statt erst Hilfe zu sammeln können sofort die Probleme gelöst werden“, sagt Christoph Bals. Wie effektiv das sein kann, hat die Dürreversicherung African Risk Capacity jetzt gezeigt. Finanziert von Deutschland und Großbritannien half sie Anfang des Jahres, eine Dürre in Mauretanien, Niger und dem Senegal zu überwinden.
Anreiz zur Anpassung
Höppe nennt einen zweiten wichtigen Punkt der Versicherung in der Karibik: Wer seine Ernte oder sein Haus gut auf Extremwetter vorbereitet, bekommt trotzdem Geld ausgezahlt. „Die Menschen haben also einen Anreiz, den Schaden klein zu halten, weil sie ja ohnehin ausbezahlt werden“, sagt Höppe. Für Bals ist es essentiell, dass die Policen auch derartige Anpassungen an den Klimawandel anreizen.
„Solche Versicherungen sind aber nur eine von vielen Maßnahmen, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen“, sagt Bals. Die Policen kommen nur in Extremfällen zum Einsatz, nicht aber, wenn Ackerland allmählich austrocknet, der Meeresspiegel ansteigt, Böden versalzen oder sich über Jahrzehnte hinweg Klimazonen verschieben.
Ein Strategiepapier, das nun von der G7 verabschiedet werden soll, sieht mehrere Varianten von Versicherungen vor. Davon können auch ganzen Staaten profitieren, die dann die Gelder an die Betroffenen weitergeben. Vorbild könnte hier die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility sein. Unterstützt von der Weltbank, zahlt sie Karibikstaaten bei Naturkatastrophen sofort Gelder aus.
Höppe jedenfalls ist sich sicher, dass Klimarisikoversicherungen bald in größerem Umfang eingeführt werden: „Wir arbeiten seit zehn Jahren an den Konzepten und deren Umsetzung. Ich sehe durch den G7-Gipfel eine große Chance, dass wir jetzt einen großen Schritt in Richtung Umsetzung machen“, sagt er.
Weiterführende Informationen
Deutschland will Klimaschutzversicherungen fördert, PM Bundesentwicklungsminsisterium
Versicherung in St. Lucia
Munich Climate Insurance Initiative