Herr Professor Bachmann, der Name „Open SDGclub.Berlin“ klingt verheißungsvoll – wer trifft sich dort?
Unsere Gäste aus 32 Ländern haben eines gemeinsam: Sie engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit. Sie machen das zu einem gesellschaftlichen Anliegen, das möglichst viele Menschen erreicht und möglichst viele teilhaben lässt. Hauptsächlich vertreten sie zivilgesellschaftliche Einrichtungen.
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung lädt rund 80 Teilnehmende drei Tage lang zu Plenarsitzungen und Workshops ein – was passiert in diesen drei Tagen genau?
Wir überprüfen, wo die Nachhaltigkeitspolitik weltweit steht, und wir wollen unsere eigene Wirkungskraft vergrößern. Das ist nötiger denn je. Weil der Klimaschutz in Frage gestellt wird, weil die Staaten ihren Pflichten bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele nur langsam und zögernd nachkommen.
Worauf oder auf wen sind Sie besonders gespannt?
Auf alle, und auf das, was uns gemeinsam einfällt. Es ist doch spannend, so viele Menschen zusammenzubringen, die sich eben nicht permanent in den Konferenzen dieser Welt sehen. Hier entsteht etwas Neues, auf das alle Teilnehmenden gespannt sind. Wir müssen bereit sein, uns selbst zu überraschen.
Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich?
Ich rechne ganz sicher mit einem intensiven Austausch untereinander. Welche gute Idee und welchen Ansatz, von dem ich höre, kann ich mit nach Hause nehmen. Der gegenseitige Austausch ist wichtig. Er erzeugt für jeden Einzelnen neue Ideen und Innovationen. Ich bin auch offen für gemeinsame Projekte. Ideen dazu zeichnen sich ab, und deshalb haben wir Laboratorien vorgesehen. Sie sollen wie kleine Ideen-Gewächshäuser wirken.
Welche Idee oder Absicht steht hinter dem Open SDGclub.Berlin?
Der Nachhaltigkeitsrat hat zunächst einen nationalen Auftrag, aber mit der Globalisierung und nun auch mit den Sustainable Development Goals müssen wir nationale Beschränkungen überwinden. Nachhaltigkeit ist ein universelles Gebot. Wir fordern eine neue Politik jenseits des „business-as-usual“, aber wir fühlen uns auch selbst in der Pflicht, mehr als das Übliche zu tun. „Walk your Talk“ gilt nicht nur für unser Catering und die Veranstaltungstechnik, sondern auch für unser politisches Denken und Handeln. Wir wissen, dass die Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele nicht als Projekt verschworener Eliten gelingt. Quasi in einem 18. SDG muss es gelingen, die Nachhaltigkeitsdebatte bei den Menschen zu erden, neue Allianzen zu entwickeln, das Denken und Handeln zwischen den „Silos“ von Staat, Wirtschaft und kritischer Öffentlichkeit kreativ zu besetzen.
„Club“ klingt erst einmal nach „Closed Shop“, dieser Club trägt aber den Beinamen „Open“, also offen – wie können sich Interessierte jetzt oder künftig einbringen?
Exklusive Clubs von hochrangigen Persönlichkeiten haben historische Verdienste, man denke nur an den Club of Rome. Heute brauchen wir aber andere Organisationsformen. Nicht die internationale Prominenz steht im Vordergrund, sondern die praktische Kompetenz der Akteure vor Ort. Das signalisieren wir mit „open“. Der Open SDGclub ist ein Konzept der „sharing society“. Sein Konzept ist „share ware“. Das heißt, er ist darauf angelegt, woanders wiederholt zu werden.