Kurt Weidt ist „KlimaCoach“. Wobei, räumt er ein, Klimapsychologe sei fast zutreffender. In den Landkreisen Hildesheim und Peine jedenfalls berät er Kommunen, Vereine, aber auch Gewerbetreibende oder Privatpersonen, die mehr für weniger CO2 machen wollen. Gerade in ländlichen Regionen haben Gemeinden oft kein Budget für eigene Beraterinnen oder Berater, die Lücke will Weidt schließen.
Er arbeitete lange als Architekt und Gebäudeenergieberater. Dabei sei ihm aufgefallen, dass Klimaschutz oft so verstanden wird, dass Technik und Prozesse effizienter gemacht werden. Mit dieser Deutung räumt er auf: Vielleicht reicht weniger Technik, wenn es auch mit Suffizienz geht, also weniger Lebensaufwand. Klassisches Beispiel ist die Mobilität: Manche fragten ihn nach sparsameren Autos. Er erarbeitet dann Strategien, wie sich die Arbeit oder andere Ziele auch mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Kombination mit einem Klapprad erreichen lassen. „Das Auto zu benutzen ist oft eine Alltagsroutine. Solche Gewohnheiten sind die größten Klimaprobleme“, sagt Weidt.
Diese Gewohnheiten will er auflösen. Ein festes Muster für seine Coachings gibt es nicht, dafür seien die Kenntnisstände und die Lebensumstände der Menschen zu unterschiedlich, sagt Weidt. Als er 2019 mit dem Programm begann, wollte er primär Kommunen beraten. Nun fragen überwiegend Privatpersonen, Unternehmen oder Initiativen ein Coaching an, die er etwa dazu berät, wie Veranstaltungen oder Caterings nachhaltig werden können. Wenn Weidt Gewerbetreibende berät, geht es zu Beginn oft ums Energiesparen, etwa den Einsatz von LEDs. Im Gespräch stellt sich heraus, wie wenig Zeit die Menschen zum Leben haben. „Ich frage, wo man Wirtschaftsweise und Leben sparsamer gestalten kann, so dass man auch mit einem geringeren Umsatzvolumen und weniger Arbeit über die Runden kommt“, sagt er.
Die Leute, die er coacht, kommen über Mundpropaganda zu ihm. Man kennt ihn und seine KlimaCoach-Kolleginnen Katalin Kuse und Susann Kabisch. Mit letzterer hat Weidt das Netzwerk „öko, fair & mehr“ in der Region Hildesheim mitgegründet. Das Netzwerk von mehr als 50 Organisationen will mit Beratungen, Lobbyarbeit und Veranstaltungen in der Region helfen, den „industriegesellschaftlichen und wachstumswirtschaftlichen Pfad“ zu verlassen. Die Coachings sind unentgeltlich, dank Förderung durch den Fonds Nachhaltigkeitskultur des Rates für Nachhaltige Entwicklung sowie Spenden. Weidt selbst kommt mit wenig aus. Die Wohnung sei bezahlt, er versuche nur das zu kaufen, was er wirklich brauche: Er lebt vor, was er rät.
Dieser Text ist Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der RENN und wurde zuerst im Booklet zur praktischen Umsetzung der SDGs in Niedersachsen veröffentlicht. Das vorgestellte Projekt wurde vom Fonds Nachhaltigkeitskultur gefördert. Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.
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