Baumgärtner, Bohn, Riffel, Schäfer, Schlindwein oder Schmitt, solche Namen kommen in der Stadt Brusque im Süden Brasiliens häufiger vor. Im vorletzten Jahrhundert wanderten in die Region zahlreiche deutsche Familien ein, auch aus Baden. Das sei einer der Gründe, warum es seit 2012 einen Jugendaustausch und seit 2015 eine Klimapartnerschaft zwischen der rund 134.000 Einwohnenden zählenden Stadt Brusque mit dem Landkreis Karlsruhe gibt, sagt Ana Paula Bonatelli. Die Expertin für internationale Beziehungen lebt in Brasilien und berät die beiden Partnerkommunen bei der Kommunikation der Projekte.
„Deutschland und Brasilien mögen zwei sehr unterschiedliche Länder sein, aber wir haben verstanden, dass wir mit dem Klimawandel das gleiche Problem haben“, so Bonatelli. Und tatsächlich lernen die Regionen voneinander: Schulen im Landkreis Karlsruhe haben das Umwelt-Bildungsprojekt „Sairinhas“ aus Brusque übernommen, bei dem „Heróis do Clima”, also „Klimahelden” ausgebildet werden. Die brasilianische Stadt wiederum hat unter anderem die Beleuchtung einer zentralen Straße auf sparsame LEDs umgestellt und will in den nächsten Jahren die gesamte Stadt umrüsten. Ein Bike-Sharing-System mit rund 40 Rädern, inklusive E-Bikes habe eine ähnliche Signalwirkung, sagt Bonatelli: Die Universität Brusque hat, unterstützt von der Hochschule Karlsruhe, einen Plan für nachhaltige Mobilität für die brasilianische Stadt entwickelt. Mit einer Karlsruher Software hat Brusque nach dem Vorbild des Solaratlas des Landkreises Karlsruhe seine Dächer zur Photovoltaiknutzung erfasst, die Stadt berät jetzt Hausbesitzerinnen und -besitzer, welches Potenzial Sonnenstrom bei ihnen hat.
Die deutsch-brasilianische Partnerschaft ist mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 in der Kategorie „Kommunale Partnerschaften“ ausgezeichnet worden. Nach Konferenzen zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele in Deutschland und Brasilien 2019 und im Februar 2020 wachse das Netzwerk weiter, sagt Bonatelli. In ganz Deutschland sind seit 2011 mittlerweile 70 derartige Klimapartnerschaften mit Kommunen aus Afrika, Lateinamerika und Asien entstanden, koordiniert von der ‚Servicestelle Kommunen in der Einen Welt‘ in Bonn. Bis 2050 wollen die zweiunddreißig Städte und Gemeinden des Landkreises Karlsruhe und die vierzehn Städte und Gemeinden des Mittleren Itajaí-Tals gemeinsam nachhaltige, klimaneutrale Regionen werden. „Das Wichtigste, das wir voneinander gelernt haben, ist, dass wir alle unser Verhalten ändern müssen, um wirklich nachhaltig zu leben“, sagt Bonatelli. Und daran arbeite man jeden Tag.
Dieser Text ist Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der RENN und wurde zuerst im Booklet zur praktischen Umsetzung der SDGs in Baden-Württemberg veröffentlicht. Das vorgestellte Projekt wurde vom Fonds Nachhaltigkeitskultur gefördert. Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.
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