Beim Gedanken daran, was eine gelungene Party ausmacht, steht Nachhaltigkeit in der Regel nicht an erster Stelle. Dennoch machen sich viele Veranstalter darüber Gedanken, wie ökologischer gefestet werden kann – egal ob auf der Dorffete in der Steiermark oder in Clubs in Berlin, München und Frankfurt. An Universitäten wird nachhaltiges Feiern in die Eventmanagement-Studiengänge integriert.
Energieberater gehen selten in Clubs. Das ist so eine simple Feststellung von Roman Dashuber von Thema1, einem Berliner Think Tank, der darüber nachdenkt, wie die Gesellschaft ihre CO2-Emissionen senken kann. Dashuber hat den Green Club Index mit erdacht, das erste Projekt in Deutschland, das Clubs energieeffizienter macht.
Am 16. September startet nun die erste Fortbildung für Energieberater, die Nachhaltigkeit in Clubs oder Konzerthallen bringen wollen, gemeinsam organisiert mit der englischen Organisation Julie’s Bicyle. Julie’s Bicycle wurde 2007 von der Musikindustrie gegründet und soll die Kreativwirtschaft nachhaltiger machen. Kürzlich gab es dazu eine umfassende Untersuchung.
Der Wandel soll auch in die andere Richtung wirken: „Nachhaltigkeit klingt nach schlechtem Gewissen. Deshalb hoffen wir für das Thema einen Spin-Over von der coolen Musikbranche“, sagt Dashuber. Schon 2011 haben er und andere wie die Medienagentur Sinnwerkstatt oder die BUND-Jugend unter dem Motto „Eine grüne Welt ist tanzbar“ den ersten sogenannten Clubmob organisiert, im SO36 in Berlin-Kreuzberg.
Clubmobs sind eine Fortentwicklung des wahrscheinlich 2008 in San Francisco erstmals aufgetretenen Carrotmobs. Dabei verspricht ein Ladenbesitzer, ein paar Stunden zumindest teilweise auf Gewinne zu verzichten und das Geld dafür zu nutzen, sein Geschäft energetisch auf Vordermann zu bringen. In der Regel ist der Laden in dem Zeitraum voll.
Feiern für den neuen Kühlschrank
Bei Clubmobs fließt ein Teil oder der ganze Gewinn einer Partynacht in effizientere Kühlschränke, Wasserspartasten auf dem Klo, eine bessere Heizkörperregulierung oder sparsame LED-Lampen – so beispielsweise die Maßnahmen des Berliner Clubs „Fuchs und Elster“.
Wo sich Energie sparen lässt, ist laut Dashuber unterschiedlich. „Da gibt es viele Low Hanging Fruits. Oft reicht es, den Kühlschrank so zu verbauen, dass es keine Wärmestaus gibt, die Lüftungen richtig einzustellen und die Geräte unter der Woche auszuschalten. Ein Club mittlerer Größe spart so schnell 4.000 Euro im Jahr an Energiekosten“, sagt er.
Auch im Frankfurter Tanzhaus West, dem Dora Brilliant oder in der Münchner Milla gab es Clubmobs, der nächste soll demnächst in Berlin stattfinden –die Details werden in Kürze auf der Internetseite des Clubmob Berlin zu finden sein.
Die Initiative „G’scheit feiern“ des Landes Steiermark in Österreich versucht sogar bereits seit 2001 die Region zum nachhaltigen Feiern zu animieren, vor allem durch regionale Produkte und Mehrweggeschirr. Die Abfallwirtschaftsverbände stellen dazu eigens Festberater ab. Bis zu 90 Prozent weniger Müll verspricht G’scheit Feiern und damit auch finanzielle Einsparungen, weil weder Wegwerfgeschirr gekauft werden muss noch Personal zur Müllbeseitigung nötig ist, Entsorgungskosten fallen auch keine an.
Das Geschirr wird entweder in Geschirrwaschmobilen oder nach dem Fest in einer zentralen Waschanlage der gemeinnützigen Eco Service gereinigt. Bis 2012 fanden 3.004 Veranstaltungen mit 3,1 Millionen Besuchern unter dem Motto statt. Das Konzept wurde in Österreich nahezu flächendeckend übernommen.
Sauberer Berlin-Marathon?
Wilhelm Himmel, der das Programm leitet, freut sich über die „sehr schöne Entwicklung“ und will nun vermehrt auch sportliche Großveranstaltungen ansprechen – etwa den Marathon in Graz. Bei einigen kleineren Laufveranstaltungen gelang es bereits, Einweg-Plastikbecher durch wiederverwendbare Polyethylen-Becher zu ersetzten. Die allerdings lassen sich nicht zusammentreten.
„In Graz haben die Organisatoren noch Sicherheitsbedenken, weil sie fürchten, dass die Läufer auf die Becher treten, abrutschen und sich verletzen könnten“, sagt Himmel. Das Problem habe man bei kleineren Laufveranstaltungen dadurch gelöst, dass die Läufer leere Becher während des Rennens in große Sammelbehälter am Rand der Strecke warfen. „Die meisten treffen auch“, sagt Himmel und wirbt dafür, das Konzept auch in Deutschland anzuwenden: „Stellen Sie sich vor, nach dem Berlin-Marathon wären nicht mehr die ganzen Straße mit Müll übersät.“
Dieter Jäger, Leiter des Studiengangs International Event Management an der privaten Hochschule IUBH in Bad Honnef hat nachhaltiges Management in die Ausbildung seiner Studenten integriert. Dabei geht es nicht nur um Pfandbecher statt Wegwerfbecher, sondern darum, vor allem ökologische Aspekte in allen Phasen einer Projektplanung mitzudenken. Auf einigen Festivals wie dem 20.000 Besucher starken Melt in Sachsen-Anhalt vermieten die Veranstalter Zelte vor Ort, um dem Problem zu begegnen, dass viele Besucher Billigzelte einfach zurücklassen.
Dazu kommen Verkehrskonzepte: Busse, die direkt auf das Gelände fahren oder Nahverkehrstickets, die im Eintrittspreis inbegriffen sind. Mit ISO 20121 gibt es sogar eine internationale Norm zu nachhaltigem Eventmanagement. Jäger glaubt, dass derartige Veranstaltungen auch Image-Vorteile haben. Ein Garant für ein gelungenes Festival sei Nachhaltigkeit aber nicht: „Wenn die Musik nicht gut ist können sie nachhaltig sein wie sie wollen, dann kommt eben kaum jemand“, sagt er.
Weiterführende Informationen
Fortbildung für Energieberatung in Clubs
Julie’s Bicycle: Wie die Kreativwirtschaft nachhaltiger werden kann [pdf, 6,3 MB]