200 Essen werden an jedem Werktag ausgegeben
Fünf Tage die Woche, von montags bis freitags, sind die Suppenengel in Bremen unterwegs. Sie verteilen Essen am Bahnhof, in Stadtmitte, auf dem Nelson-Mandela-Platz in der Neustadt und in Gröpelingen vor der Bibliothek. Unterwegs sind die Mitarbeitenden per Lastenrad. Zwischen 150 und 200 Personen versorgt der Verein insgesamt pro Tag mit Suppe, Broten, Kaffee und Kuchen. Viele, die kommen, kennt Resi Reinke, die Erste Vorsitzende des Vereins, schon lange. Seit fünf Jahren ist sie dabei.
Die Zahl derer, die auf Hilfe angewiesen sind, hat sich deutlich vergrößert“, sagt sie. Auch viele Jugendliche stellen sich jetzt bei den Suppenengeln für ein Mittagessen an oder Menschen, die eigentlich einen Job haben, aber über ein zu geringes Einkommen verfügen. Armut sei oft unsichtbar, sagt Reinke. Am Monatsende gibt es den meisten Andrang. Das Konto ist leer, die nächste finanzielle Hilfe noch nicht eingetroffen.
“Wir wollen die Menschen nicht erziehen, sondern helfen.“
Warum die Bedürftigen in einer Notlage sind, ist ganz unterschiedlich: Jobverlust, Scheidung, Schulden. Mit dem Essen gibt es ein gutes Gespräch und bei Bedarf Hilfe. Sofern die Obdachlosen und Bedürftigen dies wollen. Denn nicht alle nehmen Hilfe an. Reinke akzeptiert das. „Die Menschen sind froh, dass wir da sind. Wir wollen die Menschen nicht erziehen, sondern helfen.“
Die Lebensmittel kommen aus Supermärkten oder von Bäckereien. Bei manchen Produkten ist das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht, Obst und Gemüse haben Druckstellen, Kuchen oder Brot sind vom Vortag, können nicht mehr verkauft werden. Dazu kommen Sachspenden. Ein Koch zaubert dann aus den Zutaten ein Mittagessen. Insgesamt arbeiten rund 50 Mitarbeiter*innen für die Suppenengel, die meisten ehrenamtlich.
Seit 1997 gibt es den Verein. Angefangen hat alles mit einer Suppe, die die Gründerin Zia Gabriele Hüttinger einem Obdachlosen im Winter gebracht hat. Seitdem wächst der Verein, der Bedarf ist heute so hoch wie nie. Ideen hat Reinke viele, wie in Bremen die Armut deutlich verringert werden könnte. Zum Beispiel mit mehr bezahlbarem Wohnraum für Menschen, die wenig Geld haben. Oder höheren Hartz-IV-Sätzen.
Doch das sei ein langer Weg, sagt Reinke. Sie hofft darauf, dass die Menschen und die Politik die Suppenengel in den kommenden Jahren auch weiterhin unterstützen, um den Obdachlosen und Bedürftigen warme Mahlzeiten zu bringen.
Dieser Text ist in der Broschüre „Bremen macht einfach!“ erschienen und Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN). Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.