Anlässlich der Annahme der EU-Richtlinie über die Offenlegung nicht-finanzieller Kennzahlen bei größeren kapitalmarktorientierten Unternehmen hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung zur Europäischen Soir©e eingeladen. Politische Entscheidungsträger und internationale Meinungsführer nutzten die Veranstaltung zu Austausch und Vernetzung.
Auf Basis der EU-Richtlinie zur Angabe nichtfinanzieller Informationen soll ein effektives, glaubwürdiges und vergleichbares Berichtswesen europäischer Unternehmen entstehen. Vertreter von Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Investoren formulierten bei der Veranstaltung in Berlin ihre Erwartungen sowie Bedenken bezüglich künftiger Berichtsanforderungen.
Diskutiert wurde dabei auch die Rolle des Deutschen Nachhaltigkeitskodex, den der Nachhaltigkeitsrat gemeinsam mit Investoren und Experten aus Wissenschaft und Unternehmen entwickelt hat. Die Teilnehmer der Soir©e hoben die Rolle von deutschen Unternehmen als Vorreiter bei der Integration von ökologischen und sozialen Aspekte zum nachhaltigen Unternehmenshandeln hervor.
Bei der Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht müsse man sich auf eine überschaubare Anzahl von unternehmens- und steuerungsrelevanten Messgrößen konzentrieren. So könne die Berichterstattung über Nachhaltigkeit in einigen Jahren selbstverständlich werden. Unternehmen, die eine Balance zwischen den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erreichten, seien langfristig am Markt erfolgreicher.
Einig waren sich die Teilnehmer in ihren Forderungen, dass auf europäischer Ebene keine 28 unterschiedlichen nationalen Standards geben dürfe. Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, betonte, dass der Deutsche Nachhaltigkeitskodex aufgrund seiner einfachen Handhabbarkeit und der guten Vergleichbarkeit einen geeigneten Standard für die Umsetzung der EU-Berichtspflicht darstelle.
Er habe sich in der Praxis bereits bewährt und sei für jede Unternehmensgröße anwendbar. Der Forderung nach einem europäischen Nachhaltigkeitskodex werde der Nachhaltigkeitsrat mit seinen Umsetzungspartnern nachgehen. Ein Entwurf für die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie zur Offenlegung nicht-finanzieller Kennzahlen soll noch in diesem Jahr vorliegen. Daran schließe sich eine öffentliche Konsultation an.
Ab 2017 sind kapitalmarktorientierte Unternehmen und Gesellschaften verpflichtet, neben ihren wirtschaftlichen Kennzahlen auch Angaben zu den Strategien, Risiken und Ergebnissen in Bezug auf Umweltbelange sowie soziale und mitarbeiterbezogene Aspekte zu veröffentlichen. Dies betrifft etwa 6.000 europäische Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro oder einem Nettoumsatz von mehr als 40 Millionen Euro. Die Neuregelung zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen und des Wirtschaftsraumes Europa insgesamt zu stärken.
Weiterführende Informationen