Ein Naturcamp für nachhaltigen Tourismus, ein familienfreundliches Elektronikunternehmen und eine interkulturelle Beratung für Firmen – drei Unternehmen, die das Projekt ThEx FRAU-ENSACHE. Erfurt, gefördert vom Europäischen Sozialfonds und dem Thüringer Wirtschaftsministerium, begleitet hat. Die Gründerinnen: Frauen, die sich mit ihrer Idee selbständig machen oder ein bestehendes Unternehmen verändern wollten. Anne Kolling, Claudia Meimberg und fünf weitere Kolleginnen haben sie dabei unterstützt. Sie alle sind selbst Unternehmerinnen – von der Apothekerin über die Agraringenieurin bis hin zur Personal- und Organisationsentwicklerin – und geben ihre Erfahrungen weiter. Denn nach wie vor gründen deutlich mehr Männer; in Thüringen wurden 2019 nur 36 Prozent der Neugründungen von Frauen angemeldet.
ThEx FRAUENSACHE. unterstützt Frauen individuell, ist gleichzeitig aber auch eine Netzwerkorganisation. „Wir wollen mit unseren Veranstaltungen ein Business-Netzwerk aufbauen, in dem Frauen sichtbar werden, ihre Angebote zeigen und Geschäfte generieren“, sagt Anne Kolling. Sich zeigen – das sei ein wichtiges Thema und gleichzeitig kein Selbstläufer. „Selbstbewusstes Selbstmarketing gepaart mit der Frage ‚Was ist mein Preis‘ – da gibt es viel Beratungsbedarf“, so Kolling. Geschlossene Gruppen, in denen Frauen sich begegnen und weiterentwickeln, etwa beim Mentoring-Programm oder im Gründerinnenlabor Triple P, sind wichtige Bausteine des Projektes. Die Netzwerkveranstaltungen wiederum – etwa über Geschäftsmodelle nach Corona – sind offen für alle Selbständigen, Unternehmerinnen und Gründerinnen, ab und an sind auch Männer zu Gast.
Gründen Frauen anders als Männer? „Ja“, sagt Claudia Meimberg. Bei den Frauen stehe weniger im Vordergrund, wie man möglichst schnell viel Geld verdienen kann; dass das Geschäft einen Sinn macht, sei bei aller ökonomischen Orientierung häufig wichtiger – und damit ein wesentlicher Beitrag für eine nachhaltigere Wirtschaft.
„Wir wollen Männern das nicht absprechen, dass sie tolle, nachhaltige Geschäftsmodelle umsetzen können“, betont Anne Kolling. Aber Frauen falle der Blick um sie herum und das Zuhören oft leichter: Welche Auswirkungen hat ihr Handeln auf die Gesellschaft, auf ihre Familie? Es gehe für sie darum, wie man eine gerechte Wirtschaft und eine Win-win-Situation für viele schaffen kann. 1.940 Frauen haben seit 2015 an den Angeboten des Projektes teilgenommen. Bis 2030 wünschen sich Anne Kolling und Claudia Meimberg eine Gründerinnenquote von deutlich mehr als 40 Prozent in Thüringen.
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Dieser Text ist Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der RENN und wurde zuerst im Booklet zur praktischen Umsetzung der SDGs in Thüringen veröffentlicht. Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.
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