Herbst der Preisverleihungen für Nachhaltigkeit

Kommunen, Unternehmen und viele Persönlichkeiten erhalten derzeit Auszeichnungen für ihren Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung. Der CSR-Preis und der BAUM-Preis sind vergeben. Nun folgen der DBU-Umweltpreis, der Bundespreis Ecodesign sowie der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, bei dem es erstmals eine Online-Abstimmung gibt.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Hubert Weinzierl gerade zehn Jahre alt und entdeckte seine Liebe für die Umwelt. „Damals bin ich in die Natur geflüchtet und habe dort eigentlich die besseren Freunde gefunden: Tiere und Pflanzen“, sagt er. Nun würdigt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) den heute 78-Jährigen als tragende Persönlichkeit des Naturschutzes in Deutschland mit dem mit 10.000 Euro dotierten „Ehrenpreis Lebensleistung“. „Er gilt vielen als profiliertester Naturschützer Deutschlands und Integrationsfigur von klassischem Naturschutz und moderner Umweltpolitik“, sagt Heinrich Bottermann, Generalsekretär der DBU.

Weinzierl war in den 50er-Jahren Unternehmer und initiierte die Rekultivierung von Kiesgruben. Er gilt zudem als Pionier des Ökolandbaus in Deutschland und baute das erste Umweltministerium in Bayern mit auf. Von 1983 bis 1998 war er Vorsitzender des BUND, von 2002 bis 2012 Präsident des Deutschen Naturschutzringes und von 2001 bis 2013 Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Vieles habe sich heute zum Besseren verändert, sagt Weinzierl, mahnt jedoch: „Es ist uns nicht gelungen, einen neuen Wertekodex zu vermitteln. Das ist die große Herausforderung für die Zukunft.“

Der Preis der DBU ist mit insgesamt 500.000 Euro der am höchsten dotierte Umweltpreis Europas. Neben Weinzierl werden in diesem Jahr der 72-jährige Ökonom und Energieeffizienzexperte Peter Hennicke und der ebenfalls 72-jährigen Wissenschaftler Gunther Krieg ausgezeichnet, beide für ihre Leistungen zum Schutz von Ressourcen.

Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit Public Voting

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird am 28. November zum siebten Mal vergeben, an Unternehmen, Kommunen, für Forschungsprojekte und für nachhaltiges Bauen. Zudem erhält der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler für seinen Einsatz für eine menschlichere Globalisierung einen Ehrenpreis. Köhler ist unter anderem im Auftrag der Vereinten Nationen an der Ausarbeitung neuer Entwicklungsziele nach 2015 beteiligt. Die Schauspieler Colin und Livia Firth werden unter anderem für ihren Einsatz für die Rechte indigener Völker ebenfalls mit einem Ehrenpreis gewürdigt.

Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis haben sich in diesem Jahr 550 Unternehmen und 36 Kommunen beworben. Es gehört zum Konzept, kein Preisgeld zu verleihen. Vielmehr soll allein die Teilnahme dazu führen, dass sich Unternehmen – die in diesem Jahr erstmals getrennt in kleine, mittlere und große Unternehmen ausgezeichnet werden – mit ökologischen und sozialen Problemstellungen auseinandersetzen. Dazu erhalten sie auch Feedback der Juroren.

„Natürlich eröffnet der Preis große Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit. Der Erfolg ist aber auch Verpflichtung: Sieger stehen unter Beobachtung, ob sie sich auf den Meriten ausruhen oder ambitioniert weiter an neuen Zielen arbeiten“, sagt Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Preises. Der ist eine Initiative der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis, des Rates für Nachhaltige Entwicklung, der Bundesregierung, von kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Im Gegensatz zu den anderen Preisen sind die Auszeichnungen für besonders nachhaltige Städte und Kommunen mit jeweils 35.000 Euro dotiert: die Gelder dienen als Förderung für Nachhaltigkeitsprojekte.

Der Gewinner in der Kategorie Forschung werden in diesem Jahr erstmals durch eine öffentliche Online-Abstimmung ermittelt. Die 3Sat-Wissenschaftssendung nano stellt die Arbeiten vor. Bereits jetzt ist es möglich, sich zu beteiligen.

Nominiert sind drei Projekte: Eine thermische Batterie der Leuphana-Universität Lüneburg, insbesondere für Privathaushalte geeignet. Sie kann Wärme über längere Zeiträume nahezu verlustfrei speichern. Forscher des Kompetenzzentrums Wasser Berlin haben mit Carismo ein Konzept für eine Kläranlage entwickelt, die zum Energieproduzenten wird. Nominiert ist auch das Niedrigenergiegewächshaus ZINEG, entwickelt von der Humboldt-Universität Berlin, der Leibniz Universität Hannover und Technische Universität München. ZINEG spart Energie und steigert den Ertrag der Pflanzen.

Preise für Faber-Castell und Tanja Gönner

Der Preis des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (BAUM) ist bereits vergeben. In diesem Jahr erhielt die weltberühmte Primatenforscherin Jane Goodall einen Sonderpreis. „Fast alles, was wir heute über das Leben und Verhalten von Schimpansen wissen, fand Jane Goodall heraus“, heißt es in der Laudatio. Für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde zudem Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell. „Faber-Castell ist in seiner Branche führend bei der Entwicklung nachhaltiger Technologien“, schreiben die Juroren.

Vor fast 30 Jahren hat das Unternehmen eigene Plantagen auf Brachflächen in Brasilien angelegt und produziert an dem dortigen Werk als Schreib- und Zeichengeräteherstellers nicht nur CO2-neutral, sondern entzieht der Atmosphäre sogar Klimagase. Weitere Preise gingen an Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, an die Band Söhne Mannheims, den Journalisten Michael Bauchmüller von der Süddeutschen Zeitung und den Wissenschaftler Eberhard Jochen vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung.

Am 14. November wird außerdem zum dritten Mal der Bundespreis Ecodesign des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes verliehen. Ausgezeichnet werden Produkte, Dienstleitungen und Konzepte, die nicht nur über den gesamten Lebenszyklus nachhaltig sind und das Konsumverhalten beeinflussen, sondern auch gut aussehen.

Bereits im September hat die Bundesregierung zum zweiten Mal ihren CSR-Preis vergeben. Er geht in vier Kategorien an Unternehmen, deren Geschäfte besonders sozial, ökologisch und ökonomisch verträglich sind.

Weiterführende Informationen

Online-Abstimmung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung

Deutscher Umweltpreis

BAUM-Umweltpreis

Bundespreis Ecodesign

CSR-Preis der Bundesregierung