Jedes Jahr im Januar oder Februar reist eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Duisburger St. Hildegardis Gymansiums nach Ghana, zum Austausch mit der Perfect Senior High School in Accra. Neben dem Reisegepäck hat jeder Jugendliche einen gebrauchten Laptop dabei, eine Spende für die Partnerschule. „Jedes Jahr können wir so ein Klassenzimmer ausrüsten“, sagt Ralf Hamm, Vorsitzender des deutschen Ablegers des gemeinnützigen Vereins labdoo.org.
Der Clou: Die Austauschschülerinnen – noch vorwiegend weiblich, da das St. Hildegardis ein ehemaliges Mädchengymnasium ist – haben vorher eine Einweisung erhalten, welche Programme und Lerninhalte auf den Rechnern installiert sind, und geben ihr Wissen an die ghanaischen Gastgeberinnen und Gastgeber weiter.
500.000 Kinder und Flüchtlinge lernen an Labdoo-Geräten
Die Jugendlichen sind so genannte Flugpatinnen und -paten für gebrauchte Laptops. Die Idee, gebrauchte Rechner nicht zu verschrotten, sondern die IT dorthin zu spenden, wo sie gebraucht wird, stammt von labdoo.org und ist gerade mal zehn Jahre alt. Einrichtungen wie Schulen, Waisenhäuser, Kinderheime oder Geflüchtetenprojekte erhalten die IT-Spenden. Auf diese Weise bekommen bedürftige Menschen den Zugang zur digitalen Gesellschaft und digitaler Bildung. Außerdem trägt die Initiative dazu bei, Elektroschrott zu vermeiden. Inzwischen lernen über eine halbe Million Kinder und Flüchtlinge in 1.600 Schulen und Projekten in 133 Ländern auf der Welt an IT-Spenden von Labdoo. Über die Hälfte der Geräte stammt aus Deutschland.
Für diese Leistung wurde der Verein Anfang Dezember als eines von vier Transformationsprojekten aus dem Projekt Nachhaltigkeit von den Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) im Rahmen der RENN.tage ausgezeichnet. Labdoo.org sammelt über seine Online-Plattform nicht mehr genutzte Laptops und Tablets ein, Helferinnen und Helfer löschen alte Daten, installieren Linux und über 300 Lern- und Office-Programme. Dann übernehmen die Flugpaten, um für den Transport zu sorgen. „Kinder erhalten Lernmöglichkeiten, Integration wird unterstützt, Fluchtursachen werden bekämpft und nicht zuletzt die Umwelt geschont“, fasst Hamm zusammen. Das Konzept ist bis zum Ende durchdacht: Wenn die Technik irgendwann endgültig aufgibt, bringen Flugpaten sie nach Möglichkeit wieder nach Deutschland zurück, wo sie repariert oder fachgerecht entsorgt wird.
Der deutsche Ableger wächst rasant
Hamm stieß auf einer Computermesse in Las Vegas auf die Idee von Jordi Ros-Giralt, der das Hilfsprojekt 2010 in den USA ins Leben rief, und gründete 2012 den deutschen Ableger. Als ehemaliger IT-Gründer und erfahrener Manager brachte der Frührentner die nötigen Kompetenzen mit, um die gute Idee auch in Deutschland groß zu machen: In den ersten Jahren habe sich der Spendenanteil jährlich verdoppelt, und auch wenn sich das Wachstum etwas verlangsamt habe, entwickele sich der deutsche Ableger immer noch rasant, sagt Hamm. Mit einem harten Kern von rund 200 Helfern in Deutschland und dem Förderverein, der ihnen den Rücken freihält und Spenden sammelt, sei der Verein „ganz ordentlich durchstrukturiert“. Neben Deutschland ist die weltweite Organisation Labdoo noch in 126 anderen Ländern aktiv.
Hamm freut sich darüber, dass Labdoo aus bundesweit 400 Bewerbern als eines der besten und nachhaltigsten Projekte in Deutschland ausgewählt wurde: „Diese Auszeichnung von höchster Stelle ist eine große Ehre für alle Helferinnen und Helfer im Labdoo-Projekt“, sagt er. „Es zeigt die Wertschätzung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit und ist ein großer Ansporn für die Zukunft.“