Das Umweltbundesamt spricht sich für zusätzliche Anreize für Organisationen aus, damit sie sich stärker beim betrieblichen Umweltschutz engagieren. Die Industrie begrüßt den Vorschlag. Denn vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ist ein Umweltmanagementsystem bislang oft zu aufwändig.
Die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, will ein stärkeres Engagement von Behörden und Unternehmen beim betrieblichen Umweltschutz hervorrufen. „Langfristig sollten alle Organisationen, deren Tätigkeiten sich auf die Umwelt auswirken, ein transparentes und überprüfbares Umweltmanagementsystem einführen“, sagte sie anlässlich der Veröffentlichung der neuen EMAS-Umwelterklärung des Amtes.
EMAS steht für Eco-Management and Audit Scheme, einem Gütesiegel der EU für Umweltmanagement- und Auditsysteme. Es basiert auf einer Verordnung des Europäischen Parlaments. Das Label erhalten Organisationen aller Art und Größe, wenn sie sich den Anforderungen des Berichtswesens stellen und die erzielten Fortschritte jährlich veröffentlichen. Gutachter überprüfen die Einhaltung der Vorschriften und den richtigen Umgang mit dem Managementsystem.
Ohne Belohnung kein Zulauf
Ohne zusätzliche Anreize hält Krautzberger einen größeren Zulauf jedoch für wenig realistisch. Deshalb plädiert die UBA-Chefin dafür, Unternehmen Vorteile zu gewähren, die EMAS freiwillig anwenden. Diese sollten von Vollzugs- und Berichtspflichten entlastet werden und Fördermittel einfacher in Anspruch nehmen können, schlägt die Präsidentin vor. Zudem plädiert Krautzberger für eine bevorzugte Berücksichtigung der engagierten Betriebe bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begrüßt den Vorstoß. „Da zielt das UBA in die richtige Richtung“, sagt BDI-Umweltexperte Franz-Josef von Kempis. Während große Unternehmen EMAS-Erklärungen stemmen könnten, sei der Aufwand für kleinere Betriebe sehr hoch. Daher stagniere die Beteiligung seit Längerem. „Wenn man nicht im Gegenzug einen geldwerten Vorteil bieten kann, ist EMAS insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen nicht attraktiv genug“, stellt von Kempis fest.
Nach UBA-Angaben betreiben in Deutschland derzeit 1.200 Organisationen an 1.900 Standorten ein Umweltmanagementsystem nach EMAS. In Europa sind es danach derzeit 3.400 Organisationen und rund 10.500 Standorte. Krautzberger zufolge kann die Zahl in den kommenden Jahren mit Hilfe von neuen Anreizen oder verstärkten vorhandenen Impulsen deutlich gesteigert werden. „Wenn Unternehmen durch EMAS belegen, dass sie ihre Nachbarschaft und die Umwelt weniger belasten, sollten sie auch ökonomisch davon profitieren“, fordert die UBA-Präsidentin.
Dafür sieht sie noch einige Ansatzpunkte. So könnte die Umwelterklärung im Rahmen der Emissionsberichterstattung berücksichtigt, Inspektionsintervalle verlängert oder Verwaltungsgebühren verringert werden. Auch spricht sich Krautzberger für eine Koppelung staatlicher Vergünstigungen an die Einführung eines Umwelt- oder Energiemanagementsystems aus. Vorbild dafür könnten die Ausnahmeregelungen beim Erneuerbare-Energie-Gesetz werden. 2016 steht eine Novelle des EMAS an. Diesen Prozess will Krautzberger nutzen, um dessen Einführung attraktiver zu machen. Das UBA werde der EU-Kommission dazu Vorschläge vorlegen, kündigte sie an.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unterstützt EMAS, plädiert aber auch für weitere Anreize. „Eine bessere Anerkennung von EMAS, zum Beispiel in Form von Verwaltungserleichterungen bei Genehmigungsverfahren und Kontrollen, könnte ein Schlüssel sein“, glaubt Jakob Flechtner, Experte des DIHK für Energieinfrastruktur und Versorgungssicherheit. So könnten mehr Unternehmen gewonnen und zugleich Behörden entlastet werden.
Keine Konkurrenz zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Der Verband steht dem Managementsystem auch deshalb positiv gegenüber, weil es nach seiner Einschätzung wirtschaftliche Vorteile verspricht. Es helfe den Unternehmen dabei, Energie- und Rohstoffeinsparpotenziale zu erkennen und zu heben, betont Flechtner. Außerdem sei es ein gutes Instrument zur Dokumentation der eigenen Leistungen für Umwelt und Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit. Wie andere Managementsysteme auch könne EMAS aber nur als freiwilliges Instrument funktionieren.
„EMAS und DNK ziehen am gleichen Strang“, betont der UBA-Umweltbeauftragte Burkhard Huckestein. Umweltmanagementsysteme würden eher nach innen zielen, während der DNK den Schwerpunkt auf die Vergleichbarkeit von Unternehmen sowie die Berichterstattung lege. Unternehmen, die EMAS hätten, seien auch für die Ergänzung um soziale Aspekte und einem Nachhaltigkeitsmanagement gegenüber aufgeschlossen.
Weiterführende Informationen
Eco-Management and Audit Scheme (EMAS)
UBA will mehr Anreize für Umweltmanagement in Unternehmen, Pressemitteilung [pdf, 78 KB]