Das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÄW) hat im Auftrag von Greenpeace ausgerechnet, dass die erneuerbaren Energien 2012 zu einer bundesweiten Wertschöpfung von 25,4 Milliarden Euro führten. Ein Großteil davon verblieb in den Kommunen. Wie sehr die Menschen vor Ort profitieren hängt maßgeblich von den Rahmenbedingungen in den Städten und Gemeinden ab.
Auf 16,9 Milliarden Euro beziffert das IÄW die direkte Wertschöpfung durch Produktion, Planung und Installation, Betrieb und Wartung der Anlagen sowie durch die Gewinne der Betreiber. Der größte Teil entfällt auf die Photovoltaik und die Windenergie. Dazu kommen beispielsweise Strom aus Bioenergie, Wasserkraft, Tiefengeothermie (Nutzung von Erdwärme in Tiefen ab 400 m), Bio-Kraftstoffe oder Brennstoffe aus Holz. Insgesamt flossen 11,1 Milliarden der Wertschöpfung in die Kommunen, 1,3 Milliarden in die Ländern, 4,5 Milliarden gingen über Steuern und Abgaben an den Bund.
Zudem hat das IÄW die indirekte Wertschöpfung berechnet. Dazu zählen beispielsweise Zulieferer für Hersteller von Windkraftanlagen, Transportunternehmen oder Dienstleister wie Ingenieurbüros. Die Autoren der Studie nahmen eine für derartige Berechnungen übliche statistische Abschätzung vor, weil sich die komplexen Wertschöpfungsketten nicht im Detail erfassen lassen. Im Ergebnis kommen weitere 8,5 Milliarden Euro indirekte Wertschöpfung zusammen, wobei sechs Milliarden in den Kommunen verblieben.
„Der Ausbau erneuerbarer Energien kann ein echtes Konjunkturprogramm für die Kommunen sein“, sagt Studienleiter Bernd Hirschl. Das hänge vor allem davon ab, wie sich die Kommunen organisieren. „Wenn die Anlagen von Bürgern, Genossenschaften oder Stadtwerken betrieben werden, bleibt das Geld auch vor Ort“, sagt Hirschl, der den Forschungsbereich nachhaltige Energiewirtschaft am IÄW leitet.
„Große Investoren von außerhalb zahlen meist weniger Gewerbesteuer vor Ort, weil sie genug Möglichkeiten haben, die Gewinne mit Investitionen an anderen Stelle kleinzurechnen“, sagt Hirschl. Ein weiterer Faktor für eine möglichst große Wertschöpfung vor Ort sei, dass Kommunen etwa über eine Ansiedlungspolitik oder Aus- und Weiterbildungsangebote dafür Sorge tragen, dass ortsansässige Handwerker und Ingenieure die Anlagen planen und installieren.
Online-Rechner zeigt kommunale Chancen
Hirschls Einschätzung passt zu einer Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement vom April dieses Jahres. Die Wissenschaftler untersuchten dabei verschiedene Kommunen zwischen den Jahren 2000 und 2010 um herauszufinden, durch welche Maßnahmen die Städte und Gemeinden sozio-ökonomische Wertschöpfung bei sich generierten.
Eine wichtige Erkenntnis: „Regionale Genossenschaftsmodelle, Beteiligungen an Unternehmen, Partizipationsmöglichkeiten und Investitionen durch angesiedelte Akteure sind der Schlüssel zur Schaffung regionaler Gewinne, Einkommen sowie kommunalen Steuereinnahmen“, heißt es in der Studie. Wie Kommunen von verschiedenen erneuerbaren Energien profitieren können, das simuliert ein Online-Rechner der Agentur für erneuerbare Energien (s.u.).
Die kommunale Wertschöpfung errechnet sich aus den Steuereinnahmen der Städte und Gemeinden, den Gewinnen der Unternehmen nach Abzug der Steuern und die Nettoeinkommen der Beschäftigten im Bereich erneuerbarer Energien.
Auffällig dabei: Während die direkte Wertschöpfung im Vergleich zu 2011 um zehn Prozent zunahm – vor allem, weil immer mehr Anlagen betrieben werden – nahm die Beschäftigung wegen der Insolvenzen in der Solarbranche und des geringeren Zubaus von Biogasanlagen um zehn Prozent ab.
Laut Bundesumweltministerium arbeiteten 2012 brutto 377.800 Menschen im Bereich erneuerbarer Energien, einschließlich nachgelagerter Zuliefer- und Dienstleistungsbetriebe, öffentlicher Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung. Nicht berücksichtigt werden dabei negative Beschäftigungseffekte, wenn etwa im Bereich fossiler Stromerzeugung Arbeitsplätze abgebaut werden.
Und 2013? „Der Trend ist schwer abzuschätzen. Sicherlich wird der Rückgang der Solarindustrie durch Insolvenzen und der geringere Zubau vor allem in der Photovoltaik zu einem Rückgang der Wertschöpfung in der Produktion führen. Die Wertschöpfung aus dem Betrieb von Anlagen wird aber weiter zunehmen, nur eben nicht so stark wie 2012“, sagt Hirschl.
Weiterführende Informationen
Greenpeace-IÄW-Studie kommunale Wertschöpfung durch EE [pdf, 844 KB]
Studie des BMU zu Beschäftigten in der EE-Branche [pdf, 653 KB]
Online-Rechner zur kommunalen Wertschöpfung von EE
DUH und IfAS-Studie kommunale Wertschöpfung durch EE, April 2013 [pdf, 8,4 MB]