Seit 12 Jahren bietet der Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung künftigen Spitzenkräften ein Programm für nachhaltige Unternehmensführung an. In diesem Jahr richtet es sich an das Finanzmanagement. Das hat einen Grund: Laut Programmleiter Rodney Irwin müssen vor allem die Investoren von einer ökologischeren und sozialeren Führung überzeugt werden. Dafür gibt es immer mehr Universitäten, die entsprechendes Wissen vermitteln.
„Die Investoren sind wahrscheinlich am schwersten von einer nachhaltigen Unternehmensführung zu überzeugen“, sagt Irwin. Er ist Leiter des Bereichs Finanzkapital des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), einer Organisation multinationaler Konzerne, die von Unternehmens-Vorständen geführt wird und sich dem Thema widmet, wie Konzerne Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung übernehmen können.
Der WBCSD bietet mit dem „Future Leaders Team Program“ ein Fortbildungsprogramm für junge Manager, die später, so hofft Irwin, Vorstandschefs oder Finanzvorstände werden könnten. Das Programm soll das nötige Wissen vermitteln, wie ein Geschäftsmodell nachhaltig wird – und ein Unternehmen gleichzeitig Geld verdient. „Die Business-Community muss die Diskussion anführen, weil die Nachfrage von Investoren fehlt. Eine Ausnahme bilden die, die sich auf nachhaltige Renditeziele spezialisiert haben, aber die sind eine Minderheit“, sagt Irwin.
Ein wichtiger Teil der WBCSD-Fortbildung ist deshalb, nachhaltiges Management messbar zu machen – etwa externe Kosten, die Unternehmen Mensch und Umwelt durch ihr Handeln aufbürden und wie sich solche Faktoren jenseits der traditionellen Gewinn- und Verlustrechnung bilanzieren lassen. Als Beispiel nennt Irwin die Arbeit des „Integrated Reporting Frameworks“, in dem Unternehmen, Regulatoren, Investoren und NGOs an entsprechenden Ansätzen arbeiten.
Die Eigenschaften eines nachhaltig orientierten Managers müssten der Mut zum langfristigen Denken und zur Zusammenarbeit sein, sagt Irwin. Oft müssten harte Entscheidungen entgegen kurzfristiger Gewinnerwartungen getroffen werden. Insgesamt nehmen Vertreter aus 29 Unternehmen zwischen 25 und 35 Jahren an dem Programm teil, auch von deutschen Konzernen wie BASF, Bayer oder Daimler.
Kritik am WBCSD
Der WBCSD ist allerdings nicht ohne Kritiker. Er repräsentiert internationale Großkonzerne, viele aus der Äl- und Gasindustrie, im Präsidium sitzen etwa Vertreter von Royal Dutch Shell, Toyota oder der China Petrochemical Corporation. Greenpeace warf dem WBCSD deshalb im Jahr 2011 vor, den globalen Kampf gegen den Klimawandel zu blockieren. Er versuche, einen direkten, privilegierten Zugang des privaten Sektors zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen zu institutionalisieren, so die Umweltschützer.
Insgesamt, kritisiert Irwin, stecke nachhaltiges Management noch am Anfang. „Nachhaltigkeit darf keine zusätzliche Unterrichtseinheit sein, sie muss Grundlage jedes Faches sein, etwa in Programmen zu einem Master of Business Administration“, sagt Irwin. Das Problem sehen auch Bildungsexperten in Deutschland, Collective Leadership Institute in Deutschland an. Die Vereinten Nationen haben bereits 2005 eine Dekade zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen, die zum Ende diesen Jahres in ein neues Aktionsprogramm übergehen wird.
International gibt es mittlerweile eine Reihe von Universitäten, die nachhaltiges Management lehren. Die NGO Net Impact, die sich für eine nachhaltigere Wirtschaft einsetzt, hat in einer Umfrage unter 3300 Studenten von „Master of Business Administration“-Studiengängen ermittelt, dass 67 Prozent der Studenten 15 Prozent Gehaltseinbußen in Kauf nehmen würden, wenn sie dafür in einer Firma arbeiten, die Verantwortung für die Umwelt zeigt. 91 Prozent befanden, dass soziale Belange und die Umwelt essentiell für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens sind. Die kanadische Medien- und Informations-Agentur Corporate Knights veröffentlicht ein Mal im Jahr ein Ranking der international besten Wirtschaftsstudiengänge mit nachhaltiger Ausrichtung, ebenso wie Bloomberg Business Week
Weiterführende Informationen
Futur Leaders Team Program des WBCSD
Greenpeace-Kritik von 2011 am WBCSD [pdf, 3,6 MB]
Net Impact Umfrage und Ranking nachhaltiger Studiengänge [pdf, 6,4 MB]
Corporate Knights Ranking für grüne Wirtschaftsmaster
Bloomberg Ranking für grüne Wirtschaftsmaster