Für eine nachhaltige Entwicklung der Welt fehlen große Summen. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung hat in ihrem Weltinvestitionsbericht 2014 Zahlen zusammengetragen und kam auf einen zusätzlichen Investitionsbedarf von 2,5 Billionen Dollar im Jahr bis 2030. Um das Ziel zu erreichen, schlägt die UNCTAD Maßnahmen vor, um mehr private Investoren anzulocken.
Im nächsten Jahr sollen die Verhandlungen um nachhaltige Entwicklungsziele für die Weltgemeinschaft abgeschlossen sein. Derzeit läuft in New York die nächste Verhandlungsrunde um die sogenannte Post-2015-Agenda zu formulieren.
Gleich zwei UN-Berichte stellen bereits jetzt dar, wie groß die Herausforderung sein wird: Anfang Juli erschien der erste „Global Sustainable Development Report“, der die weltweite Forschung zu diesem Thema bündelt. Über 2.000 Wissenschaftler haben an dem Bericht gearbeitet, der vorerst noch als „Prototyp“ firmiert.
Er soll nicht einzelne Entwicklungsproblematiken wie Armut, Energie- und Wasserversorgung, Hunger oder Bildung getrennt darstellen, sondern die wechselseitigen Abhängigkeiten dieser Felder sowie die Forschung in verschiedenen Ländern. Künftig soll er die Datenbasis für das High-Level Political Forum on Sustainable Development liefern – jenes Gremium, das auf UN-Ebene die nachhaltigen Entwicklungsziele formuliert, überwacht und anpasst.
Investitionen in die Ziele
Längst etabliert sind dagegen die World Investment Reports der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development), die seit 1991 regelmäßig erscheinen. In diesem Jahr widmet sich der Bericht der Frage, wie die nächsten Entwicklungsziele der UN erreicht werden können.
Sie sind zwar noch nicht im Detail formuliert, doch zur Frage, was der Zugang zu Energieversorgung, Wasser, sanitäre Anlagen, Gesundheitsversorgung, Bildung, Nahrung und Telekommunikation für alle Menschen kostet und welche Maßnahmen gegen den Klimawandel und zur Anpassung an die bereits unvermeidbare Erwärmung erforderlich sind, gibt es zahlreiche Abschätzungen.
Insgesamt sind demnach jährliche Investitionen von 3,3 bis 4,5 Billionen Dollar nötig – momentan sind es gerade mal 1,4 Billionen. Besondere Maßnahmen sind dabei nötig, um benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Slums oder ländlichen Regionen zu erreichen, heißt es in dem Bericht.
Um die Lücke zu schließen, sind zusätzliche Investitionen von insgesamt 2,5 Billionen Dollar im Jahr nötig, von denen der private Sektor einen großen Teil übernehmen müsste. „Die Alternative wäre eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben um das Zehnfache, was kaum möglich ist“, sagte Richard Bolwijn, Leiter des Bereichs Business Facilitation bei der UNCTAD. „Deshalb haben wir einen pragmatischen Ansatz gewählt und uns überlegt, was kurz, mittel-, und langfristig getan werden kann, um private Investitionen zu erhöhen “, sagt er.
Problem Grundversorgung
Der Bericht weist auch auf die Probleme privater Investitionen hin: Ohne eine starke staatliche Aufsicht könnten die Standards gerade in den Bereichen Bildung und Gesundheit sinken. Bei Privatisierungen in den Bereichen Telekommunikation und Energie könne es an Wettbewerb mangeln. Private Aktivitäten bei der Wasserversorgung etwa seinen besonders kritisch, weil sie ein Grundbedürfnis berühre.
„Es ist nicht nachhaltig, Energie- oder Wasserversorgern zu erlauben, sich ausschließlich auf attraktive städtische Gebiete zu konzentrieren und die Bedürfnisse ländlicher Gebiete zu vernachlässigen oder Preise für Grundversorgung anzuheben“, heißt es. Gleichzeitig sind die Margen für Investoren oft gering und das Risiko gerade dort am größten, wo die Investitionen am nötigsten sind.
Das Dilemma lösen soll vor allem die richtige Balance: Zwischen staatlicher Regulierung und Liberalisierung, zwischen Gewinn für Unternehmen und der Anforderung, auch weniger einträgliche Versorgungsaufgaben zu übernehmen. Auch die nachhaltige Berichterstattung für Unternehmen soll weiter ausgebaut werden, um den Einfluss ihrer Investitionen besser zu erfassen.
Neue Denke in der Wirtschaft
Sechs „Action Packages“ fasst der Bericht insgesamt zusammen. Dazu gehören nationale Büros, die nötige Projekte zur nachhaltigen Entwicklung in ihren Ländern identifizieren und für Investoren zu attraktiven Anlageformen bündeln. Dafür brauche es internationale Beratung und Austausch, sagt Bolwijn, und gut ausgebildete Fachleute mit „den Fähigkeiten von Investmentbankern“. Wichtig sei es auch, den nationalen Rahmen zu verlassen und in regionalen Ansätzen zu denken, etwa in der Wasser- oder Energieversorgung.
Schließlich gibt es eine Reihe langfristiger Ansätze. Dazu zählt die Bildung, um die Denkweise der Wirtschaft zu ändern. In den traditionellen Geschäftsmodellen, geht es um ökonomische Risiken und damit erzielbare Gewinne, selten um die sozialen- und ökologischen Auswirkungen der Geschäfte, heißt es in dem Bericht.
Solche Kosten könnten durch staatliche Regulierung auch als Ausgaben für Unternehmen eingepreist werden, wie es beispielsweise in Form von CO2-Zertifikaten in Europa passiert. Auf globaler Ebene hält Bolwijn solche Maßnahmen derzeit für kaum durchsetzbar. „Wir brauchen etwas, das jetzt funktioniert“ sagt er.
Weiterführende Informationen
World Investment Report 2014 [pdf, 10,2 MB]
Prototype Global Sustainable Development Report [pdf, 7,9 MB]
Treffen des High Level Political Forums in New York