Mit abgestimmten Indikatoren sollen die Nachhaltigkeitsleistungen von Staaten und Unternehmen vergleichbarer werden. Das ist das Ziel des Projekts “Measure what Matters“ („Messen, was wichtig ist“). Der internationale Zusammenschluss von Wissenschaftlern, Unternehmensvertretern und Stiftungen will damit einen Beitrag zur Debatte über die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leisten.
Den Initiatoren zufolge verwenden Regierungen, Institutionen und Wirtschaft heute oft sehr unterschiedliche Definitionen von Nachhaltigkeit. Dementsprechend würden verschiedene statistische Größen zugrunde gelegt, um die Entwicklung zu messen. “Measure what Matters“ (MWM) will nun daran mitarbeiten, Definitionen, quantifizierbare Ziele und Indikatoren kombinierbar zu machen und zu vereinheitlichen.
Angeschoben wurde MWM von der Green Economy Coalition (GEC), in der unter anderem das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, die Internationale Arbeitsorganisation und Umweltverbände mitwirken. Weitere Teilnehmer bei MWM sind unter anderem Prinz Charles’ Organisation Accounting for Sustainability, International Institute for Environment and Development, die Global Reporting Initiative (GRI) und das Stockholm Environment Institute.
Was nach 2015 kommt
Die Initiative ist relevant, weil im Rahmen der Vereinten Nationen der Prozess zur Formulierung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung läuft. Auf Basis der Sustainable Development Goals (SDGs) sollen ab 2015 die Millennium Development Goals (MDGs) ersetzt werden. Ging es im bisherigen Prozess unter anderem um die Linderung der härtesten Armut in Entwicklungs- und Schwellenländern, sollen die SDGs ab 2015 für alle Staaten der Erde gelten.
Während früher außerdem vor allem das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts als Indikator für eine gute Entwicklung galt, plädieren mittlerweile viele Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer dafür, den Zielkorridor zu erweitern. So werden bei den SDGs wohl auch die soziale und ökologische Entwicklung eine Rolle spielen.
Bei MWM geht es zunächst darum, „herauszufinden, welche Datasets sinnvolle Informationen über nachhaltige Entwicklung liefern”, sagt Anne Beutling von GRI in Amsterdam. Die GRI beabsichtige „die Berichterstattung der Unternehmen mit den UN-Zielen zu verknüpfen.”
Oliver Greenfield von GEC fügt hinzu, dass den Unternehmen die bisher formulierten staatlichen Ziele oft nicht ausreichten. Sie hätten gerne einen besseren Rahmen, um zu wissen, wie sie ihre künftige Geschäftspolitik ausrichten können. Dieses Bedürfnis global agierender Firmen hat unlängst auch eine Studie des Global Compact der Vereinten Nationen zutage gefördert.
Der Lohn-Gewinn-Steuer-Indikator
Der MWM-Prozess steht noch am Anfang. Ergebnisse lassen auf sich warten. Aber wie könnte ein Vorschlag aussehen? Beispiel Gleichheit/ Ungleichheit: Die soziale Polarisierung in Staaten lässt sich mit dem Gini-Koeffizienten erfassen. Dieser weist aus, wieviel Einkommen und Vermögen die reichsten Schichten im Verhältnis zu den ärmsten auf sich vereinen.
Wie jedoch kann man die Verteilungswirkung messen, für die Unternehmen verantwortlich sind? Denkbar wäre beispielsweise ein Indikator, der gezahlte Löhne, Kapitalgewinne und Steuern darstellt. Die Unternehmen würden damit berichten, welcher Teil ihrer Einnahmen an die Beschäftigten, die Kapitalbesitzer und den Staat geflossen ist. Gini-Koeffizient und Lohn-Gewinn-Steuer-Indikator könnten sich ergänzen. Die Kombination beider würde das Maß der sozialen Polarisierung sowohl auf der Ebene der Staaten, als auch der Firmen nachvollziehbar machen.
Die Bemühungen von MWM finden nicht im luftleeren Raum statt. Vorarbeiten gibt es an vielen Stellen. So nennt GRI in ihrem Leitfaden für die Berichterstattung von Unternehmen, dass diese unter anderem Angaben über Löhne, Kapitalgewinne und Steuern machen sollen. Der Der deutsche Nachhaltigkeitskodex [pdf, 2,0 MB]