Für die umstrittene Methode zur Erschließung von fossilem Äl- und Gas soll künftig europaweit eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben werden, fordern Nabu und UVP-Gesellschaft. Am 31. August veranstalten Umweltinitiativen einen bundesweiten Aktionstag gegen Fracking.
Bereits im Juli hatte sich der Umweltausschuss des EU-Parlaments in einer Stellungnahme dafür ausgesprochen, dass eine entsprechende Prüfung über die Umweltauswirkungen des Frackings etwa auf das Grundwasser europaweit vorgeschrieben wird. Derzeit wird die entsprechende Richtlinie überarbeitet, im Oktober wollen sich die EU-Umweltminister und das Plenum des EU-Parlaments damit befassen.
„In den Mitgliedsländern gibt es allerdings keine einhellige Meinung dazu“, sagt Ulf Sieberg, Nabu-Energieexperte. Während in Frankreich Präsident Francois Hollande in einem Rundfunk-Interview im Juli ankündigte, Schiefergasförderung in seiner Amtszeit nicht zuzulassen, sagte der britische Premierminister David Cameroon in einer Rede Anfang August, es sei ein großer Fehler, wenn Fracking in Großbritannien nicht gestärkt werde.
Finanzminister George Osborne kündigte im Juli Steueranreize für die Schiefergasindustrie an. Die Proteste in der Bevölkerung gegen Fracking in Großbritannien haben zugenommen, an mehreren Stellen musste die Polizei die Blockaden von Gegnern räumen. In Deutschland hat die Bundesregierung ein Gesetz, das Fracking einheitlich regeln sollte, vertagt.
„Fracking ist klima- und energiepolitisch verzichtbar, zu wirtschaftlichen Kosten nicht vertretbar und angesichts der Wissenslücken über die Auswirkungen der Technik für Mensch und Natur ein Roulettespiel“, teilte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in einer Pressemitteilung mit.
Nach einem Gutachten des Umweltbundesamtes von August 2012 gibt es in Deutschland bisher 275 Fracks in mindestens 130 Bohrungen im Bereich von konventionell erschließbarem Erdgas sowie sogenannten „Tight Gas“ aus Sandsteinschichten.
Methan im Trinkwasser
In Schiefergestein ist die Anwendung der Technik besonders umstritten, weil es in Deutschland in der Regel näher an der Oberfläche liegt. In einem Versuchsfeld in Niedersachsen wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen ins Gestein gepresst, um es aufzubrechen. Besonders die chemischen Zusätze sind umstritten.
Anlässe für die geforderte, genaue Prüfung der Umweltauswirkungen des Frackens gibt es genug. In Youngstown im US-Bundesstaates Ohio gab es laut einer jüngst veröffentlichen Studie zwischen Januar 2011 und Februar 2012 wegen einer Fracking-Bohrung 109 kleinere Erdbeben.
In den USA sorgt zudem eine Enthüllung von Umweltaktivisten für Aufregungen, denen eine interne Präsentation der Umweltbehörde EPA zugespielt worden ist, wonach in Dimock im US-Bundesstaat Pennsylvania, bekannt durch den Anti-Fracking-Film „Gasland“, durch Fracking Methan ins Trinkwasser gelangte. Öffentlich hatte die EPA bisher stets das Gegenteil behauptet. Zu einem ähnlichen Ergebnis von verunreinigtem Trinkwasser, ebenfalls in Pennsylvania, sind Wissenschaftler der Duke University gekommen.
Wissenschaftler des National Center for Atmospheric Research in Boulder im US-Bundesstaat Colorado haben zudem in einer Publikation errechnet, ob durch Fracking gefördertes Erdgas das Klima schützt, wenn dafür weniger Kohle verbrannt wird.
Das Ergebnis hängt davon ab, wie viel Erdgas, das zum Großteil aus Methan besteht, bei der Förderung durch Fracking in die Atmosphäre gelangt – Methan ist wesentlich klimawirksamer als CO2. Falls es mehr als zwei Prozent des geförderten Gases sind, mindert die Substitution von Kohle durch Erdgas den Anstieg der weltweiten Temperaturen nicht, schreiben die Wissenschaftler.
Weiterführende Informationen
Aktionstag gegen Fracking, Webseite
Fracking-Pressemitteilung des Nabu
No dash for gas – Webseite britischer Fracking-Gegner
Studie zu Erdbeben in Ohio im Journal of Geophysical Research
Methan im Trinkwasser von Dimock, Bloomberg-Meldung
Interner Report der US-Umweltbehörde EPA [pdf, 3,5 MB]
Studie des Umweltbundesamtes zum Fracking, August 2012 [pdf, 8,7 MB]