Auch wenn etwas im eher kleinen Raum der Schule entstehe, könne das manchmal „mit Wucht“ auf gesellschaftliche Entwicklungen einwirken. Diese Hoffnung äußerte Patrik Lauer, Landrat des Landkreises Saarlouis, am vergangenen Dienstag in seiner Eröffnungsrede für das Aktionsjahr Mobilität und Nachhaltigkeit.
Im Rahmen des Projekts wollen die Schulen im Kreis, der Landkreis und das Umwelt-, Verkehrs- und Bildungsministerium des Saarlands zusammenarbeiten, um neue Mobilitätskonzepte zu erarbeiten und zu reflektieren. Gefördert werden sie dabei vom Fonds Nachhaltigkeitskultur innerhalb des Wettbewerbs Mobilitätskultur mit rund 50.000 Euro. „Wir wollen unter anderem das Mobilitätsbewusstsein verändern, den Verkehr im Umfeld der Schulen reduzieren und Anregungen vermitteln, wie man seine persönliche Umweltbilanz verbessern kann“, sagt Projektleiterin Natalie Sadik, die Schulentwicklerin des Landkreises. „Wichtig ist uns dabei, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrende und Anwohnerschaft partizipatorisch einzubeziehen.“
Bereits das zweite Aktionsjahr in Saarlouis
„Mit der Förderung unterstützt der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) innovative Projekte, die Ideen zu einer nachhaltigen Mobilität in die breite Öffentlichkeit tragen. Durch Denkanstöße und konkrete Projekte sollen Menschen die Einstellung zur Mobilität und zum eigenen Handeln verändern. Wichtig ist uns dabei auch, dass die Vorhaben eine breite Zielgruppe ansprechen.“, erklärt Bodo Richter, Leiter des Fonds Nachhaltigkeitskultur.
Der Landkreis Saarlouis hat mit Projekten rund um das Thema Nachhaltigkeit bereits Erfahrung. 2018 startete hier das „Aktionsjahr Esskultur und Nachhaltigkeit“ an den Schulen, ebenfalls gefördert vom Fonds Nachhaltigkeitskultur und aus dem heraus sich einige Projekte – unter anderem drei Bienen-AGs und 13 Schulgärten – verstetigt haben. Daran hatten 19 Schulen teilgenommen, die Aktionen erreichten 3500 Jugendliche und deren Lehrerinnen und Lehrer. Für das laufende Aktionsjahr haben sich bereits 22 der 28 Schulen im Kreis angemeldet. Alle weiterführenden Schularten – Förderschulen, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und berufliche Schulen – beteiligen sich. Für Sadik „ein Riesenerfolg, weil die Vernetzung der unterschiedlichen Schulformen untereinander gerade bei gesellschaftlich relevanten Fragen ganz wichtig ist“. Neben Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Schulen nahmen an der Auftaktveranstaltung Repräsentanten des Umwelt-, Bildungs- und Verkehrsministeriums des Saarlandes sowie Schulentwicklungsforscher der Universität Luxemburg teil.
Viele Projekte laufen bereits
Noch vor der Auftaktveranstaltung haben einige Schulen ihre Aktivitäten bereits gestartet. Zum Beispiel haben am Robert-Schuman-Gymnasium in Saarlouis schon im März im Rahmen einer „Zukunftswerkstatt Schulwegplanung“ 22 Schülervertreterinnen und -vertreter der fünften bis zwölften Klassen zusammen mit dem Schulleiter Uwe Peters und Natalie Sadik die Verkehrssituation – unter anderem mit Hilfe von Umfragen – analysiert. Dabei ging es besonders darum, das hohe Verkehrsaufkommen zu den Bring- und Abholzeiten zu reduzieren, ein Bewusstsein für die Risiken von „Eltern-Taxis“ zu schaffen und die Gefahrensituationen zu reduzieren, die daraus entstehen. Die Zukunftswerkstatt entwickelte umfangreiche Lösungsvorschläge, die sie im Anschluss den Kommunalpolitikern vorstellten und die innerhalb von nur zwei Monaten auch tatsächlich umgesetzt wurden.
Auch ein Ideenwettbewerb rund um die Frage „Wie kommen Schüler*innen im Jahr 2050 zur Schule?“ ist bereits gestartet, Schülerinnen und Schüler können dazu noch bis Ende Januar 2020 Modelle, Video-Clips, Geschichten oder Bilder einreichen. Ein Aufruf an die Schulen, ihre Erfahrungen mit nachhaltigen Wandertagen zu dokumentieren, ist ebenfalls bereits rausgegangen. Dieses Wissen soll in einer Broschüre gesammelt und weiterverbreitet werden. Darüber hinaus können sich interessierte Jugendliche derzeit für einen Animations-Workshop an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken bewerben, bei dem sie ihre Ideen zu Mobilität und Nachhaltigkeit in einer Studio-Aufnahme mit der Greenscreen-Technik umsetzen können.
„Wie kommt man vom Handeln zum Wissen?“
Auf der Agenda des Aktionsjahres stehen darüber hinaus Projekttage zu den Themen „Wie tankt man ein Elektroauto mit Solarenergie“, „Mobilität und Nachhaltigkeit“ und „Enkeltauglich mobil“ sowie ein konsumkritischer Stadtrundgang unter dem Motto „Weltbewusst einkaufen – emissionsfrei transportieren“.
„Unser Grundgedanke dabei ist immer ein ganz praktischer“, erläutert Sadik. „Wie kommt man vom Handeln zum Wissen?“ Da ist es nur logisch, dass das Aktionsjahr nicht nur aus den bereits geplanten Projekten bestehen soll, sondern offen gestaltet ist. Wenn Jugendliche, Lehrende oder Eltern eigene Ideen einbringen wollen, sind sie herzlich willkommen. So schlug ein Schüler bei der Auftaktveranstaltung vor, die „Fahrradkultur“ zu verbessern, in dem die Hinweisschilder auf Fahrradwege anders, nämlich bunter und kreativer – gestaltet würden. „Das ist eine tolle Idee, die wir auf jeden Fall angehen werden“, sagt Natalie Sadik.