Zum siebten Mal vergab die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in einer feierlichen Gala vor 1.200 geladenen Gästen in Düsseldorf die Nachhaltigkeitspreise an Unternehmen und Kommunen und verlieh Ehren- und Sonderpreise 2014. Durch den Abend führte der Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, Stefan Schulze-Hausmann.
Der Gala vorangestellt war ein Tag voller Diskussionen und Präsentationen im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages, eines Symposiums mit 800 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Günther Bachmann, Generalsekretär des Nachhaltigkeitsrates, blickte in seiner Grundsatzrede zum Beginn des Symposiums auf die Anfänge des Deutschen Nachhaltigkeitspreises zurück.
Die Auszeichnung ergänzt Theorie und Abstraktion des Nachhaltigkeitsthemas um Handlungsbereitschaft, Praxis und Emotion. Dies sei gelungen, heute bereichere der Preis den Diskurs über Nachhaltigkeit. „Die Qualität von Bewerbung, Nominierten und Preisträgern und die Breite des Interesses unterstreichen das“, sagte Bachmann.
Der globale Kontext sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden Als Beispiel nannte er die deutsche Energiewende. „Die 109 Milliarden Euro, mit denen der deutsche Stromkunde die Photovoltaik bis 2030 fördert, tragen wesentlich dazu bei, die weltweiten Kosten für die Anwendung dieser Technik in Entwicklungsländern zu minimieren“, erklärte Bachmann. Knapp die Hälfte des Betrages könne so interpretiert werden.
Die Allianz der Staaten wird breiter
Auf dem Weg der Nachhaltigkeit seien auch einige kleinere Länder zu Antreibern geworden, freute sich Bachmann und nannte die Beispiele Costa Rica, Bolivien oder Ecuador. Sie haben die Erarbeitung von Sustainable Development Goals auf die Tagesordnung gesetzt. Die Ziele sollten nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Industrieländern gelten.
Verändert sei auch der internationale Wettbewerb, stellte der Generalsekretär des Nachhaltigkeitsrats fest. „Wenn China seine nationalen Klimaziele verschärft, hat das Wirkung in anderen Ländern. China setzt den regulativen Wettbewerb zu Klimaschutz und Energieeffizienz wieder in Gang.“
Im Kern nachhaltiger Entwicklung sei aber das Zusammenwirken von Technik, Innovation, Menschen und Werten nötig. Dieses Zusammenspiel führe zu überzeugenden Ergebnissen, so Bachmann, auch wenn das zunächst einmal wehtut. Er erinnerte sich an seine Zeit als Mitarbeiter im Umweltbundesamt: „Oft war es doch der Umweltschutz, der sich gegen Widerstand durchsetzen musste, der die bessere Industriepolitik gemacht hat: vom Katalysator, über die Entschwefelung der Kraftwerke bis hin zum Boden- und Grundwasserschutz“, sagte der Generalsekretär. Er rief dazu auf, mehr nach Alternativen und Optionen zu fragen.
Die Preisträger 2014
Das „geht doch!“ zeigt in diesem Jahr wieder der Deutsche Nachhaltigkeitspreis mit seinen Einreichungen. Als Preisträger der Kommunen 2014 wurde die Ruhrmetropole Dortmund für ihren bespielgebenden Strukturwandel ausgezeichnet. Für ihren nachhaltigkeitsorientierten Verwaltungsumbau zeichnete die Jury als mittelgroße Stadt Ludwigsburg (Baden-Württemberg) aus.
„Deutschlands nachhaltigste Gemeinde“ wurde Furth in Bayern, deren Entwicklungsstrategie überzeugte, die sich konsequent am Nachhaltigkeitsdenken ausrichtet. Die Sieger erhalten von der Allianz Umweltstiftung eine Fördersumme von jeweils 35.000 Euro zur Unterstützung ihrer Projekte.
In der Kategorie nachhaltigste Unternehmen nahm der Gütersloher Elektrogerätehersteller Miele & Cie.KG für Großbetriebe die Auszeichnung für sein nachhaltiges Produktportfolio entgegen, das in jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit entstanden sei. Die Rauch Möbelwerke GmbH gewann den Deutschen Nachhaltigkeitspreis der mittelgroßen Unternehmen, weil sie ihre Rohstoffe aus Deutschland beziehen und mit der Zertifizierung ihrer Produkte ein Zeichen über die Branche hinaus setzen.
Bei den kleinen Bewerbern überzeugte der Pflanzenschutzmittelhersteller W. Neudorff GmbH KG die Jury am meisten. Das Unternehmen setzt in der Agrochemie-Branche vorwiegend auf natürliche Wirkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen.
Mit ihrem Ehrenpreis 2014 zeichnete die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis den Altbundespräsidenten Horst Köhler aus. Er setze sich für die globale nachhaltige Entwicklung ein und für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungerechtigkeit in besonders benachteiligten Regionen der Welt wie etwa Afrika.
Gleichfalls für Ihr Engagement für Nachhaltigkeit geehrt wurden der britische Schauspieler Colin Firth und seine Frau Livia, die an führender Stelle Nachhaltigkeit in die Modewelt einbringt, sowie die kanadische Sängerin Nelly Furtado.
Zur nachhaltigsten Marke Deutschlands kürte die Jury GEPA – The Fair Trade Company. Für seine Ressourceneffizienz -Wiedernutzung von Plastikabfällen bis hin zu Fischernetzen, die ansonsten zum Vermüllen der Meere (marine littering) beitragen würden – erhielt Aquafil S.p.A. den Deutschen Nachhaltigkeitspreis.
Blauer Engel und gesundes Gemüse
Der Blaue Engel-Preis ging in diesem Jahr an Kyocera Document Solutions Deutschland GmbH. Den Sonderpreis „Nachhaltiges Bauen“ nahm Hof8 – der Plusenergiehof im Taubertal entgegen, weil hier im ländlichen Raum ein Beispiel gesetzt wurde, alte Bausubstanz sozial und umweltgerecht wieder zu nutzen.
Das Konsortium Zineg wurde mit dem Nachhaltigkeitspreis Forschung ausgezeichnet. Seine Arbeit schont Ressourcen auf allen Ebenen der Pflanzenproduktion in Gewächshäusern und ermöglicht den regionalen und klimafreundlichen Anbau von frischem Gemüse.
Das Forscherteam von Zineg, so die Jury, gebe damit Denkanstöße über das Projekt hinaus und Impulse für die Forschung nach dem Motto „Energiesparen macht Gemüse gesund!“ Das Konsortium bilden unter anderem die drei Hochschulen Humboldt-Universität zu Berlin, Leibniz Universität Hannover und Technische Universität München.
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung ist institutioneller Partner der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis. Günther Bachmann ist Vorsitzender der Jury für den Unternehmenswettbewerb und derjenigen für den Städte-Wettbewerb.
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