Also legen sie sich ins Zeug, treten kräftig in die Pedale, bis der Schriftzug #tatenfuermorgen leuchtet. Gemessen wird die Zeit, die die Teams jeweils brauchen, damit alle LED-Lampen auf den 16 Buchstaben, jeder 1,20 Meter hoch, angehen.
„Wir wollen Tempo machen“, sagt Katja Tamchina aus der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung, die den Startschuss gibt. Es ist Ende Mai und der Auftakt zu den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit 2018. Nie zuvor haben so viele Menschen bei dieser bundesweiten Aktionswoche mitgemacht wie in diesem Jahr. Als sie 2012 ins Leben gerufen wurde, gab es bundesweit 270 Aktionen, die klar machen, wie eine zukunftsfähige Gesellschaft voran gebracht werden kann. Diesmal sind es mehr als 2.500, alle zu finden auf dem Webportal www.tatenfuermorgen.de.
Es sei „so wichtig“ zu zeigen, was sich tun kann, sagt der stellvertretende RNE-Vorsitzende und NABU-Präsident, Olaf Tschimpke. Denn es fehle „nicht am Wissen, dass sich etwas ändern müsse, aber am Handeln“. Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Ulla Burchardt, ebenfalls RNE-Mitglied, meint, es gebe „ganz viele“ Initiativen in der Republik. Doch rückten sie selten in den Blick der Öffentlichkeit. Mit der Aktionswoche ändere sich das. Und Politiker in Bund und Ländern bekämen ein Bild davon, wie vielen Menschen eine zukunftsfähige Entwicklung wichtig sei und entsprechende politische Entscheidungen erwarteten. Konflikte seien dabei zwar sicher, fügt RNE-Mitglied Ulrich Schraml hinzu. Der Freiburger Professor für Forst- und Umweltpolitik fürchtet diese aber nicht. Stünden sich etwa Tourismus und Biodiversität entgegen, könne aus der Auseinandersetzung darüber „etwas Gutes“ entstehen: nachhaltiger Tourismus. Man muss nur anfangen.
Beim Radgenerator-Rennen vor dem Naturkundemuseum sind Berliner und Brandenburger dabei, die das bereits getan haben. Zum Beispiel Meike Emmendörfer von der Initiative „Teltow.Natürlich“. Für die Aktionswoche hat sie sich mit ihren Mitstreitern die Insektenvielfalt vorgenommen, baut an der S-Bahn-Station „Teltow Süd“ einen Stand auf, informiert über Bienenarten, bienenfreundliche Pflanzen. Sie zeigt zudem, wie sich mit Dosen, Kartons – mit „allem, was Sie im Haushalt finden und hohl ist“, sagt sie – Insektenhotels bauen lassen. Saatbomben bastelt sie auch.
Oder Corinna Vosse, die mit anderen ein Materiallager aufgebaut hat, die „Kunst-Stoffe Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien.“ Dort, wo Theatermacher zum Beispiel alte Bühnenbilder abgeben, können Besucher in der Aktionswoche einen Upcycling-Workshop mitmachen. Vosse: „Wir haben eine große Auswahl an gebrauchtem Material, das CO2-neutral ist.“ Brauchten sie diese abgelegten Dinge nicht, wären sie wohl in den Müll gewandert.
Und Marcel Büttner organisiert in einem Jugendclub einen Kleiderkreisel während der Aktionstage, den „Plasa-Tauschmarkt“. Er erklärt: „Jeder bringt fünf bis zehn seiner schönsten Kleidungsstücke mit, die sie oder er nicht mehr tragen, weil sie etwa zu klein geworden sind. Dafür kann man sich dann andere aussuchen“. Er macht das nun schon zum zweiten Mal. Das kommt gut an, spart Geld und Ressourcen.
Zum ersten Mal bei den Aktionstagen dabei ist auch das Auswärtige Amt. Zusammen mit zehn europäischen Botschaften in Berlin hat es eine Veranstaltungsreihe „Diplomacy for Sustainability“ organisiert.
Es werden immer mehr, die mitmachen, Tempo geben. Beim Radrennen waren übrigens beide Teams gleich schnell.