Und jetzt … zum wilden Fluss

Der Biodiversitäts-Roadtrip macht Halt in Erfurt. Jens Düring vom Umwelt- und Naturschutzamt erklärt, wie die Stadt Erfurt ein Flussufer, rund 60 Hektar Land, wieder ein Stück zurück in seinen natürlichen Zustand gebracht hat.

In sechs Episoden stellt das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit innovative biodiversitätsfördernde Projekte aus ganz Deutschland vor. Im Biodiversitäts-Roadtrip geht es auf den Acker und ins Moor, zu Bildungseinrichtungen, in Städte und Naturschutzgebiete. Wir haben den Menschen hinter den Projekten drei Fragen gestellt.

Was gab den Anstoß für das Projekt und welche Akteure haben dafür zusammengefunden?

Die Erfurter Geraaue hat lange einen Dornröschenschlaf gehalten mit vielen baulichen Missständen, keiner guten Erlebbarkeit und einem fehlenden Gesamtkonzept. Den Anfang machte das Land Thüringen mit dem beginnenden Rückbau von Wehren für die Durchgängigkeit des Flusses sowie der Renaturierung in einigen Bereichen. Parallel sollte die Geraaue Teil der Bundesgartenschau 2021 werden. Erst mit der Zusage dafür war klar, dass die notwendigen Mittel für das komplexe Projekt zur Verfügung stehen. Sonst hätte die Stadt allein 40 bis 50 Jahre dafür gebraucht. So ist es von der Planung bis zur Umsetzung mit allen Randprojekten in rund 10 Jahren gelungen. Dafür haben Akteure von Bund, Land und Kommune zusammengearbeitet, zusätzlich die Bürgerschaft, Ortsteile und einige Verbände.

Was war eure größte Hürde und wie habt ihr diese überwunden?

Die größte Hürde war zum einen Überzeugungsarbeit bei den Menschen, weil sich doch viel verändert hat und man erst vermitteln muss, dass etwas Gutes entsteht. Eine weitere Hürde war die Zusammenarbeit der verschiedenen Beteiligten, damit alles gut ineinandergreift. Und schließlich hat Corona einige Nerven gekostet. Mit viel Kommunikation, neuen Methoden, Abstand und ganz viel Engagement der Mitarbeitenden konnten die Hürden überwunden werden.

Ihr seid Teil des Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit. Was kann das Netzwerk von Euch lernen und nachmachen?

Man soll sich auch vor komplexen Herausforderungen nicht scheuen, sondern diese annehmen und meistern. Dabei ist die Begegnung auf Augenhöhe wichtig, das Ernstnehmen von Bedenken und die offene Kommunikation sowie Beteiligung der Akteure. Nur dann funktioniert das Projekt auch langfristig und wird angenommen. Nachhaltig ist es auch nur, wenn alle Aspekte berücksichtigt werden und gute Kompromisse bei Konflikten gefunden werden.

Zur vierten Folge


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Alle Episoden des Biodiversitäts-Roadtrip finden Sie hier.

Und jetzt … zum wilden Fluss finden Sie auch auf der Gemeinschaftswerk-Website.

Zur Person

Jens Düring ist bei der Stadt Erfurt als Leiter der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege im Umwelt- und Naturschutzamt tätig.

Zum Projektsteckbrief

Für jedes Projekt gibt es einen Steckbrief mit allen wichtigen Informationen zur Umsetzung – Nachmachen erwünscht!

Biodiversität im Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit

Dieses Kurzinterview ist Teil einer Reihe des Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit, in dem Biodiversität als Fokusthema 2024 ausgerufen wurde. Denn neben der Klimakrise ist der dramatische Rückgang an biologischer Vielfalt die existentielle Bedrohung unserer Zeit. Biodiversität ist die Grundlage für unser Leben auf dieser Erde. Ob in der Stadtplanung, am Bau, in den Lieferketten von Unternehmen, in unserem Konsumverhalten, in Landwirtschaft und Landnutzung oder bei der Bekämpfung der Klimakrise – überall spielt biologische Vielfalt eine entscheidende Rolle. Mehr Angebote und Materialien zum Thema gibt es hier. Zur Newsletter-Anmeldung geht es hier.