Einer der größten Schätze der Landeshauptstadt Bayerns verbirgt sich zwischen Tegernsee und dem Ort Miesbach im Alpenvorland. Fast 80 Prozent des Münchner Trinkwassers stammt aus diesem Gebiet, aus vier Grundwasserströmen im Mangfalltal. Ein „Naturgeschenk“ nennen es die Stadtwerke München. Unermüdlich liefert die Region 2.800 Liter Trinkwasser in der Sekunde.
Doch Naturgeschenke müssen geschützt werden, etwa vor zu viel intensiver Landwirtschaft. Redet man mit Adriane Schua wird schnell klar, dass zu vorzüglichem Trinkwasser auch vorzügliche Milch gehört: Schua ist erste Vorsitzende des Dachvereins Unser Land, der für den Erhalt der Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen eintritt. Im Mangfalltal arbeitet der Verein mit über 110 Bio-Betrieben zusammen, jeweils mit 30 Kühen im Schnitt. Die Kühe grasen auf den Weiden, das Futter kommt direkt aus der Region, chemisch-synthetische Dünge- oder Pflanzenschutzmittel sind verboten: Das senkt die Nitratbelastung im Grundwasser. In der Region wird nicht nur die Unser Land Milch produziert, auch Milch der Ökoverbände Bioland und Naturland kommt von hier.
„Wir wollen unsere Ziele und Themen über unsere Produkte vermitteln – da spielt der Geschmack eine große Rolle.“
Unser Land vernetzt außerdem zehn gemeinnützige Solidargemeinschaften, in denen Ehrenamtliche das Ziel, die Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen in der Region zu erhalten, durch Projekte und Bewusstseinsbildung weitertragen. Etwa mit dem Projekt „Sonnenäcker“, bei dem man Gemüse und Kräuter selbst anbauen kann. „Wir wollen unsere Ziele und Themen über unsere Produkte vermitteln – da spielt der Geschmack eine große Rolle“, sagt Schua. Unser Land vermarktet rund 120 Produkte von 300 Erzeugerbetrieben, etwa Brot, Wurst, Käse, Milch, Fisch, Marmelade, Honig – die stammen aus der Region rund um Augsburg und München und werden auch nur dort verkauft.
Dabei gehe es auch um den Erhalt einer Kulturlandschaft: Vollerwerbslandwirte gebe es im Mangfalltal kaum, sagt Schua. „Wenn die Erben der Betriebe sehen, dass sie faire Preise für ihre Milch bekommen, dann rentiert es sich, den Hof zu übernehmen. Wenn die Menschen die Milch zu einem fairen Preis kaufen, dann schützen sie das Brauchtum und dadurch auch das Trinkwasser“, sagt sie. Die Stadtwerke zahlen jährliche Zuschüsse von bis zu 250 Euro pro Betrieb und zusätzlich bis zu 310 Euro pro Hektar ökologisch bewirtschaftetem Land. Mit Erfolg: Seit das Programm 1992 eingeführt worden ist, sanken die Nitratwerte des Grundwassers deutlich.
Dieser Text ist in der Broschüre „Bayern macht einfach!“ erschienen und Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN). Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.