Die Umwelt kann nur gerettet werden, wenn die Menschen weniger konsumieren. In der jüngsten Studie zum Umweltbewusstsein bestätigen das 64 Prozent der Befragten. Oft bleibt es allerdings beim „Man-müsste-mal-Gedanken“: Man müsste mal Steak gegen Gemüse tauschen, mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit fahren. Die Frage also bleibt: Wie werden Konsum und Warenwelt tatsächlich nachhaltiger?
Ideen gibt es genug. Aber: Welche taugen? Welche Rolle haben Wirtschaft und Staat? Wo fängt Bevormundung des Verbrauchers an – und wo hört sie auf? Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) will bei der bereits fünften Woche der Umwelt Anfang Juni in Berlin darauf Antworten geben – und die Debatte zum nachhaltigen Konsum und zu neuen Wirtschaftsweisen vorantreiben.
Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND und Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung sowie weitere Experten werden am 8. Juni ab 13:00 Uhr eine Stunde lang im Park von Schloss Bellevue im RNE-Fachforum „Auf Klimaschutz muss niemand warten. Nachhaltiger Konsum und wie man ihn macht.“ praktische Tipps und Hinweise für jeden Einzelnen geben. Und sie werden diskutieren, welche Beiträge Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft leisten können und sollten, um einen nachhaltigen Konsum voranzutreiben.
Bereits am 7. Juni wird Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, von 17:00 bis 18:00 Uhr an der Podiumsdiskussion „Bodenschutz: Wie erreichen wir eine ressourcenschonende Landnutzung?“ teilnehmen. Der Anlass: Böden sind eine wesentliche Grundlage für das menschliche Leben und die gesellschaftliche Entwicklung.
Ein knapper werdendes Angebot an fruchtbaren Böden durch Desertifikation, Flächenversiegelung und großflächige Erosionen sowie eine steigende Nachfrage nach Nahrung, Futtermittel, Agrartreibstoffen, Biomassen und städtischem Wohnraum lassen die Nutzer von Land zunehmend miteinander konkurrieren, erhöhen die Boden- und Pachtpreise und machen Boden zu einem attraktiven Spekulationsobjekt. Die Folge sind großflächige globale Landkäufe, die Ausweitung industrieller Agrarwirtschaft und die Zunahme intensiver Bodenbewirtschaftungsmethoden, welche die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima verschärfen.
Die Einlasszeiten in den Park von Schloss Bellevue sind für angemeldete Besucher:
• Dienstag, 7. Juni: 8:00–18:00 Uhr
• Mittwoch, 8. Juni: 8:00–17:00 Uhr
Eine Anmeldung zur Veranstaltung für beide Tage ist noch bis einschließlich den 2. Mai auf der Webseite der Woche der Umwelt möglich. Die Woche der Umwelt wird am Nachmittag des 8. Juni von 13:00 bis 17:00 Uhr auch für kurzentschlossene Besucher geöffnet.
Debatte im Fortschrittslabor
Die Woche der Umwelt ist eine Art Fortschrittslabor. Bundespräsident Joachim Gauck richtet sie zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, DBU, aus. 190 Aussteller, darunter Unternehmen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Branchen und Disziplinen, stellen ihre Ideen und Visionen, zukunftsweisende Technologien und Projekte vor. Darüber hinaus werden insgesamt gut 400 Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft debattieren, welche Schritte für die öko-soziale Transformation nötig und möglich sind.
Bei der RNE-Runde wird zum Beispiel Ulrike Schell dabei sein. Sie leitet bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen den Bereich Ernährung und Umwelt und sagt: „In Städten machen Bio-Supermärkte auf. Die Hersteller des Fairphones versuchen, so gut es geht, miese Arbeitsbedingungen zu vermeiden.“ Ihr fehle aber etwa ein „eindeutiges und verlässliches Siegel für fair gehandelte Produkte, vergleichbar dem Biosiegel für Lebensmittel“. Es tue sich was, allerdings nur in kleinen Schritten.
So müssen nur große Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, die im öffentlichen Interesse stehen, ab 2017 auch über ihr Engagement im Umweltschutz, soziale Initiativen, die Achtung der Menschenrechte und so fort berichten. Das sieht die europäische CSR-Richtlinie vor.
Zudem erarbeitet die Bundesregierung einen Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte. Er könnte im Mai zur öffentlichen Diskussion gestellt werden. Wie verbindlich er wird, ist offen.
Das nationale Konsum-Programm
Und in ihrem „Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum“, das die schwarz-rote Koalition erst im Februar diesen Jahres verabschiedet hat, schreibt sie selbst, dass Verbraucher häufig zu wenig Informationen bekommen. Insbesondere mangelt es an glaubwürdigen Informationen über ökologische und soziale Aspekte in der Wertschöpfungskette. Daher soll für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbarer gemacht werden, was nachhaltigen Konsum ausmacht. Sie will etwa die Ernährungsbildung in Kitas und Schulen verbessern, Busse und Bahnen attraktiver machen oder über CO2-Rechner nachhaltigen Konsum erlebbarer machen.
Ein Bankkunde wird allerdings auch künftig kaum nachvollziehen können, wo das Geld, das er in einem Fonds oder einer Riester-Rente parkt, angelegt wird. Und wer eine Hose kauft, weiß nicht, ob die Näherin einen Lohn bekommt, von dem sich leben lässt. Noch hat der gute Einkauf seine Grenzen. Darüber ist zu reden.