Der Chef des Bundeskanzleramtes Peter Altmaier und die Bundesforschungsministerin Johanna Wanka starten gemeinsam die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030: Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft sollen helfen, die Welt zu retten. Wirtschaftliche und soziale Ziele sind nicht erreichbar ohne eine überlebensfähige Umwelt, ohne intakte Böden oder sauberes Wasser. Gemeinsamer Ausgangspunkt sind die Zielkonflikte zwischen legitimen Ansprüchen und Nachhaltigkeitszielen. Wo stecken sie und wer löst sie wie?
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie hat die Einrichtung einer Wissenschaftsplattform zur Unterstützung der Implementierung der weltweiten Agenda 2030 und von deren Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) vorgesehen. Sie ist Teil der angekündigten Verbesserung der Governance für nachhaltige Entwicklung.
Darum wurde auf dem diesjährigen FONA-Forum in Berlin, der nationalen Konferenz zu Forschung für Nachhaltigkeit, die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 ins Leben gerufen. Es gibt drei Träger der Plattform: das Sustainable Development Solutions Network Germany (SDSN), das Deutsche Komitee für Nachhaltigkeitsforschung in Future Earth sowie das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam.
26 Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft bilden den so genannten Lenkungskreis und werden Empfehlungen und Handlungsoptionen erarbeiten. Darunter Hans-Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Stephan Lessenich vom Münchener Lehrstuhl für Soziologie oder Ursula Mathar, die Leiterin Nachhaltigkeit und Umweltschutz des BMW-Automobilkonzerns. Vom Rat für Nachhaltige Entwicklung sind die Ratsmitglieder Olaf Tschimpke und Alexander Müller sowie Generalsekretär Günther Bachmann dabei.
Die Wissenschaftsplattform, die sich als Forschungsverbund, Think-Tank und Dialogforum versteht, beteiligt auch die Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, BMUB, für Bildung und Forschung, BMBF, für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ, für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie das Bundeskanzleramt. Das BMBF fördert die Plattform mit 1,3 Millionen Euro. Sie soll auch in den kommenden Jahren vom Bund finanziert werden. Eine am IASS angesiedelte Geschäftsstelle koordiniert die Arbeit der Plattform.
Verkehr soll klimafreundlich werden
„Wir sind eine reiche Nation, wir haben eine besondere Verpflichtung und sind in der Lage, diese zu erfüllen“, sagte Wanka. Die Plattform arbeite „streng wissenschaftsgeleitet und bezieht die Erfahrungen aus der Wirtschaft, von Umweltschützern, Vereinen und Kommunen systematisch mit ein.“ Sie erhoffe sich Ideen, wie Städte und Gemeinden, auch die Wirtschaft, beim klimafreundlichen Verkehr vorankommen oder weltweit der Zugang zu sauberem Wasser garantiert werden kann. Im Kern gehe es darum, „Prioritäten für politisches Handeln zu benennen.“ Das wäre, so die CDU-Ministerin, ein Resultat, das „uns schon sehr helfen könnte.“
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Der Kieler Ozeanographieprofesser Martin Visbeck sitzt bereits dem Deutschen Komitee für Nachhaltigkeitsforschung, DKN Future Earth, vor. Nun hat er neben zwei anderen auch den Vorsitz der Wissenschaftsplattform inne. Er sagte es so: „Die Frage ist, was kann Deutschland tun, zuhause und in der ganzen Welt.“ Einfach sei das nicht: „Was in Berlin funktioniert, geht in Hannover womöglich schon nicht mehr.“
Als erstes wird die Plattform nun ihre Schwerpunkte erarbeiten. Sie solle, das betonte Visbecks Co-Vorsitzende Patrizia Nanz, Fragen vor allem dort neu stellen, „wo bestehende Ansätze bisher keine Antworten liefern.“ Nanz ist wissenschaftliche Direktorin des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung, IASS Potsdam.
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„Wir werden nach den Stellen suchen, wo wir schnell etwas tun können“, meinte der Dritte im Bunde der Vorsitzenden, Dirk Messner. Denn „viel Zeit bleibt nicht“. Messner, der als Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik auch das Lösungsnetzwerk für nachhaltige Entwicklung Deutschland, SDSN Germany, leitet: „Wir müssen in den nächsten 30 Jahren eine Weltwirtschaft erfinden, die im Wesentlichen ohne Emissionen auskommt. Und wir müssen eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform entwickeln, in der Armut vorbei und Menschenwürde Realität ist.“
Im Grunde, sagte Messner, gehe es „um einen Zielkonflikt – den zwischen Erde und Menschheit“.