26.07.2018. Der Sommerschlussverkauf läuft auf Hochtouren, vor allem saisonale Mode wird vergünstigt an die Käuferinnen und Käufer gebracht. Das Problem: Die Deutschen kaufen bereits dreimal mehr Textilien als der weltweite Durchschnitt. Jedes fünfte Kleidungsstück ziehen sie so gut wie nie an. Dabei ist ein Weniger ein Mehr, wenn man es richtig macht. Denn der unbedachte Kauf von T-Shirts, Jacken und Hosen unterstützt oftmals Hungerlöhne, Kinderarbeit, Umweltzerstörung und den Einsatz von Pestiziden.
Jährlich werden in Deutschland pro Kopf durchschnittlich 26 kg Textilien gekauft, darunter hauptsächlich Bekleidungsartikel. Der weltweite Durchschnitt liegt bei acht Kilogramm. In seinem Ratgeber Der Nachhaltige Warenkorb weist der RNE auf die negativen Folgen hin. „Die Umsätze in der Modeindustrie gehen oftmals zulasten von Mensch und Umwelt“, warnt Lucia Reisch, Konsumexpertin und Mitglied im Nachhaltigkeitsrat. „Ändern kann jede und jeder Einzelne etwas daran. Wer Kleidung kauft, sollte auch auf Siegel für faire und ökologische Herstellung achten oder Kleidung secondhand kaufen. Auf der anderen Seite müssen auch politisch wichtige Weichen gestellt werden, etwa indem wir unsere Ansätze für nachhaltige Lieferketten auch international anwenden, wie es auch die internationale Expertengruppe in ihrem abschließendem Bericht zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie empfiehlt.“
Die Wahl des Materials
Viele Materialien in unserer Kleidung sind bedenklich. Insgesamt werden in der Textilindustrie über 10.000 Chemikalien und Farbstoffe verwendet. Nirgendwo kommen mehr Pestizide zum Einsatz als beim Anbau von Baumwolle. Eine gute Alternative ist daher Bio-Baumwolle. Ihr Anbau verbraucht zwar auch viel Wasser, allerdings sind dabei chemische Pestizide und Düngemittel verboten. So gelangen keine Schadstoffe in Böden oder Gewässer und die Gesundheit der Arbeiter wird geschont. Baumwolle aus ökologischer Herstellung kennzeichnet das GOTS-Label. Kein Ersatz sind Kunstfasern, die ebenfalls viele problematische Stoffe enthalten. Das ist bedenklich, wenn sie wie bei Sportkleidung direkt auf der Haut getragen werden. Hier sollte man auf schadstoffgeprüfte Textilien achten, zum Beispiel anhand des Siegels „bluesign“. Auf Leder sollte nicht nur aus Tierschutzsicht verzichtet werden. Es wird oftmals unter Einsatz krank machender Chemikalien in Entwicklungsländern gegerbt. Hier empfehlen sich Alternativen aus veganer Produktion. Der Blaue Engel kennzeichnet Lederprodukte, die ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien und unter Einhaltung hoher Umweltstandards hergestellt wurden.
Faire Kleidung
Ein weiteres Problem ist Kinderarbeit: Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) müssen weltweit 152 Millionen Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren regelmäßig arbeiten – 11,9 Prozent von ihnen in der Industrie, darunter auch viele in Textilfabriken. Zudem fehlt es dort, wo unsere Textilien hergestellt werden, oftmals an existenzsichernden Löhnen und ausreichenden Maßnahmen zur Arbeitssicherheit. Ein Problem sind die oftmals nicht transparenten Lieferketten. Wer sichergehen will, dass die eigene Kleidung fair produziert wurde, kann sich am Fairtrade-Label oder dem Siegel der Fair Wear Foundation orientieren. Auch produzieren einige nachhaltige Modelabels hochwertige Kleidung mit regionalen Rohstoffen in Deutschland. Soziale Mindeststandards sind dann garantiert.
Weniger ist mehr
Am besten ist es, Kleidung möglichst lange zu verwenden. Statt ständig billige Kleidung neu zu kaufen, lohnt sich daher eher der Griff zur Secondhandware vom Flohmarkt, aus dem Tauschzirkel oder von Onlinepattformen. Und wer qualitativ hochwertigere Kleidung kauft und nicht jeden Trend mitmacht, hat länger etwas von seinen Lieblingsstücken. Daher vor allem auf die Qualität der gekauften Ware achten.
Der Nachhaltige Warenkorb
Nachhaltig konsumieren ist heute schon möglich: Wie es geht, zeigt der Nachhaltige Warenkorb des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Der Einkaufsführer weist auf nachhaltige Konsumalternativen hin und gibt mit Faustregeln Orientierung für konkrete Konsumentscheidungen zu Lebensmitteln, Reisen und Mobilität, Wohnen und Bauen, Haushalt und Elektronik, Mode und Kosmetik. Zudem bietet er Bewertungen von Siegeln und Produktkennzeichnungen. Der Nachhaltige Warenkorb wird jährlich unter wissenschaftlicher Begleitung aktualisiert. Er ist als Broschüre erhältlich und im Internet. www.nachhaltiger-warenkorb.de
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