Zukunftssichere Arbeitsmärkte in der Transformation

Gute Arbeit spielt eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine gelingende Transformation – RNE schlägt Maßnahmenbündel vor, um Erwerbspotenziale zu heben und Arbeitskräftebedarf zu sichern

Berlin, 28.02.2024 – In einer aktuellen Stellungnahme zur Rolle der Arbeitswelt in der Transformation legt der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) eine Reihe von Vorschlägen vor, um den Fachkräftemangel zu beheben und gleichzeitig gute Arbeitsbedingungen als zentrales Element für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewährleisten. Zu den Vorschlägen gehören u.a. eine Strategie für die Weiterbildung Geringqualifizierter und die rasche Integration internationaler Fachkräfte in den Arbeitsmarkt, eine Reform der Arbeitszeitgestaltung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Abbau von steuerlichen Fehlanreizen, insbesondere des Ehegattensplittings, um die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen.

Erste Prognosen zeigen, dass die Transformation insgesamt nicht zu mehr Arbeitslosigkeit führen wird. Allerdings droht insbesondere in den Schlüsselbranchen für die Klimaneutralität ein sich weiter verschärfender Fachkräftemangel. „Der bereits herrschende Arbeitskräftemangel droht zum Hemmnis für die deutsche Wirtschaft und ihre nachhaltigen Wachstumspotenziale zu werden, und er wird sich durch den demographischen Wandel und die fortschreitende Alterung der Gesellschaft verschärfen. Um das Problem zu lösen, ist die Einwanderung von Fachkräften von hoher Bedeutung. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass wir unser Erwerbspotenzial heben – durch Ausbildung, Weiterbildung, lebenslanges Lernen“, sagt der RNE-Vorsitzende Reiner Hoffmann: „Allein in der Altersgruppe der 25- bis 34-jährigen gibt es aktuell 2,5 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss – ein riesiges Potenzial, das es zu heben gilt.“

Kritisch sieht der RNE die hohe soziale Selektion des deutschen Bildungssystems, d.h. die hohe Abhängigkeit der Bildungserfolge von der sozialen Herkunft. Die Chancenungleichheit gilt es zu überwinden, z.B. durch besondere Förderangebote für Kinder aus bildungsfernen Familien, insbesondere solchen mit Migrationshintergrund. Eine Perspektive auf einen gesellschaftlichen Aufstieg über Bildung kann ein wichtiger Motivator für die Menschen und damit auch ein Treiber der gesellschaftlichen Entwicklung und der sozial-ökologischen Transformation sein. „Die Politik muss deutlich mehr finanzielle Mittel für die gesamte Bildungskette – von der frühkindlichen Erziehung bis zur beruflichen Weiterbildung zur Verfügung stellen. Bildung ist von enormer Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft und muss entsprechend hoch priorisiert werden“, so Hoffmann.

Auch auf die Arbeitnehmer*innen werden in der Transformation Veränderungen zukommen: Von Ihnen werden die veränderten Arbeitsmärkte mehr Mobilität und Flexibilität verlangen – sowohl räumlich als auch innerhalb ihrer Erwerbsbiografien. „Dass jemand in einem Betrieb in die Lehre geht und dort bis zur Rente sein gesamtes Arbeitsleben verbringt, womöglich noch mit unveränderter Stellenbeschreibung – das wird in Zukunft wohl eher die Ausnahme sein“, so Hoffmann: „Sich verändernde Arbeitsmärkte verlangen auch von Arbeitnehmer*innen viel Flexibilität. Umso wichtiger, dass Beschäftigte durch eine Etablierung von lebensbegleitenden Weiterqualifizierungsmaßnahmen eine positive Perspektive auf die Transformation erhalten und gute Arbeitsbedingungen vorfinden, z.B. mit starken Mitbestimmungsrechten und hoher Tarifbindung.“

Stellungnahme

Empfehlungen & Stellungnahmen

Empfehlungen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Arbeitswelt

Stellungnahme des Rates für Nachhaltige Entwicklung; Berlin, 01.02.2024

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