Forum 1: Knappe Fläche, reichlich Konflikt
Warum ist Biodiversität auch eine soziale Angelegenheit? Wie erreichen wir einen gesamtgesellschaftlichen Konsens für mehr Biodiversitätsschutz? Diese Fragen diskutierten die Panelist*innen aus der Wissenschaft, der Landwirtschaft und den Kommunen gemeinsam mit einem engagierten Publikum. Der Mehrheit der Bevölkerung sei der Wert der Natur für Wohlergehen und Gesundheit, aber auch als Wirtschaftsgrundlage bewusst, darin waren sich die Teilnehmenden einig. Es fehle jedoch an Handlungswissen, positiven Zukunftsbildern und Narrativen sowie guten Beispielen. So müsse man noch stärker die Vorteile für jeden Einzelnen herausstellen, Motivation schaffen und ins Handeln kommen.
Die Podiumsgäste diskutierten verschiedene Lösungsansätze: Ernährung sei ein zentraler Hebel aufgrund des hohen CO2-Fußabdrucks von Fleisch oder der Lenkungswirkung von staatlich akkreditierten Zertifizierungen im Lebensmittelbereich. Förderung in der Landwirtschaft müsse ergebnisorientierter werden, um Anreize zu schaffen. Biodiversität dürfe nicht isoliert gedacht werden und der Biodiversitätsschutz müsse verbindlich gemacht und inhärenter Teil von Wirtschaftsaktivitäten werden. In den Kommunen müssten Nachhaltigkeitsziele in den kommunalen Haushalt integriert und der Ressourcenverbrauch vom Finanzsystem entkoppelt werden. Nicht zuletzt müsse man vor Ort bei unpopulären Entscheidungen auch mal Kritik aushalten.
Moderation: Ilona Steffen
- Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, RNE-Mitglied, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums
- Hubertus Paetow, RNE-Mitglied, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.)
- Dr. Marion Mehring, Leiterin des Forschungsfelds Biodiversität und Gesellschaft Institut für sozial-ökologische Forschung
- Dr. Klaus Reuter, Geschäftsführender Vorstand der Landesgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG21) e.V. und Konsortialführer von RENN West
Forum 2: Auf dem Weg zur Netto-Null
Wie sichern wir fairen Klimaschutz und planetaren Wohlstand? Die eingeladenen Podiumsgäste diskutierten mit dem Publikum die aus ihrer Perspektive zentralen Herausforderungen und Chancen auf dem Weg hin zu Netto-Null CO2-Emissionen in Deutschland. Bei dem Ziel Netto-Null gehe es – so die einhellige Meinung auf dem Podium – um weit mehr als rein wissenschaftlich-technische Lösungen. Ein gesamtgesellschaftliches Aushandeln müsse darüber entscheiden, wie wir in Zukunft leben wollen.
Die hohe Transformationsfähigkeit deutscher Unternehmen müsse dabei durch ein verlässliches regulatorisches Rahmenwerk gestützt werden. Gleichzeitig dürften diese notwendigen Transformationen nicht zulasten von Menschen gehen, die bereits jetzt kaum finanziellen Spielraum haben. Erst eine verlässliche soziale Absicherung ermögliche es den Menschen, sich auf die Veränderungen einzulassen. Durch eine Einbindung von Jugendlichen und anderen sozialen Interessengemeinschaften könne Sozial- und Klimapolitik zudem zielgenauer das Leben in einem klimaneutralen Deutschland gestalten. So könne eine an Netto-Null ausgerichtete Nachhaltigkeitspolitik auch die Lebensqualität der Bevölkerung in Deutschland kurz- und langfristig deutlich erhöhen.
Moderation: Anne Chebu
- Prof. Dr. Mark G. Lawrence, RNE-Mitglied, Wissenschaftlicher Direktor des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS)
- Lara Möllney, Bundesvorsitzende der Naturfreundejugend und Vertreterin des Deutschen Bundesjugendrings
- Verena Bentele, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland, Vize-Präsidentin des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB)
- Holger Lösch, Stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI)
Forum 3: Kompetenzen für die Zukunft
Wie kann Bildung auf eine Arbeitswelt im Wandel vorbereiten? Welche Chancen und Herausforderungen bietet Bildung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Welches Potenzial liegt in dem Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)? Diese Fragen wurden in einer Fishbowl-Diskussion mit Blick auf verschiedene Bildungsabschnitte diskutiert. Soziale Ungerechtigkeit im Bildungssystem, Fachkräftemangel und Investitionsstau seien die zentralen Herausforderungen. Auch fehlende Mitbestimmung in Bildungsinstitutionen, eine Bildung, die nicht ausreichend für die Zukunft befähigt, die Gefahr zunehmender Akademisierung und BNE als drohendes Elitenprojekt kamen hier zur Sprache.
Als Lösungsansatz wurde das Potenzial von Bildung für nachhaltige Entwicklung analysiert, das neben Umweltbildung auch globales Lernen, politische Bildung und Inklusion umfasst. Bildung sollte nicht als reine Wissensvermittlung oder als rein funktionaler Weg zur Beschäftigungsfähigkeit verstanden werden, sondern Kompetenzen vermitteln und praxisnah sein. Vermittelt werden sollte diese Bildung in Institutionen, die auf Augenhöhe mit den Lernenden kommunizieren, Demokratie durch echte Mitbestimmung leben, Selbstwirksamkeit erfahrbar machen und mutig neue Wege testen. Somit würden Institutionen selbst zum Vorbild werden.
Moderation: Dr. Tanja Busse
- Reiner Hoffmann, RNE-Vorsitzender
- Dr. Andreas Keller, Stellvertretender Vorsitzender der GEW
- Jasmin Scholtbach, youpaN Mitglied
- Barbara Hemkes, Arbeitsbereichsleiterin Innovative Weiterbildung, Durchlässigkeit, Modellversuche im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
- Nico Schönefeldt, Leiter des Bereichs Ausbildung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK)
- Dr. Donate Kluxen-Pyta, Stellvertretende Abteilungsleiterin Bildung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
Forum 4: Drängende Finanzreform
Kann der Zukunftspakt neuen Schwung in die globalen Governance-Reformbemühungen bringen? Der UN-Zukunftspakt wurde am 22. September 2024 in New York beschlossen. Er ist das Ergebnis von schwierigen zwischenstaatlichen Verhandlungen und erteilt der UN das Mandat, dringend benötigte Reformen in der globalen Governance anzugehen, insbesondere in der internationalen Finanzarchitektur. So sind die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) nicht mehr „fit-for-purpose“, denn sie stellen ein veraltetes, ungerechtes System dar, in dem die Länder des Globalen Südens unterrepräsentiert sind. Der Zukunftspakt bietet für die zahlreichen Probleme entsprechende systemische Lösungen an, beispielsweise zur besseren Verlinkung des UN-Systems mit den internationalen Finanzinstitutionen.
Auch wenn der Zukunftspakt hinter den Erwartungen zurückbleibt, bringt er dennoch neuen Schwung in die Reformdebatte und dient als weiterer Schritt auf dem Weg zu den anstehenden Ereignissen in 2025, wie beispielsweise die vierte Financing for Development Conference oder dem World Social Summit, wo konkrete Ergebnisse erwartet werden. Positiv zu bewertende Punkte aus dem Pakt sind die bei der UN aufgehängte internationale Steuerkonvention (wird zurzeit verhandelt), die Befassung mit der Einführung einer Milliardärssteuer sowie der Vorschlag eines zweijährigen Gipfeltreffens mit IWF, UN sowie Staats- und Regierungschefs. Auch der Aufruf zu Reformen in der Schuldenarchitektur und zur Erstellung eines Insolvenzmechanismus für Staatsschulden sind erwähnenswert. Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit gilt es, die vereinbarte ODA-Quote einzuhalten und zusätzliche Mittel für die Klimakrise bereitzustellen. Länder des Globalen Südens bestätigen, dass sie langfristige Pläne und Finanzen benötigen, um aus der Schuldenkrise herauszukommen und die SDGs und Klimaschutzmaßnahmen zu implementieren.
Moderation: Heidemarie Wieczorek-Zeul, RNE-Mitglied, ehemalige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Maria João Rodrigues, Präsidentin der Foundation for European Progressive Studies
- Fidelis Stehle, UN-Jugenddelegierter für nachhaltige Entwicklung
- Gabriela Suárez Buitrón, Executive Director der Grupo FARO
- Florence Syevuo, Executive Director des SDGs des Kenya Forums
- Arjun Kumar Bhattarai, President der Nepal Development Initiative Secretary General
- Bodo Ellmers, Programmdirektor des Global Policy Forum Europe