Boden wertschätzen
Der Verlust an fruchtbarem und ökologisch vielfältigem Land ist weltweit gewaltig. Gründe sind beispielsweise Wüstenbildung durch den Klimawandel, Erosion durch Wetterextreme, Degradation durch industrielle Verunreinigungen oder schlichtes Zubetonieren durch Straßen oder Siedlungen. Jährlich gehen nach UN-Schätzungen circa zehn Millionen Hektar nutzbares Land verloren. 3,6 Milliarden Hektar sind bereits von Desertifikation betroffen, eine Fläche größer als Afrika. Einer Milliarde Menschen droht der Verlust ihrer Lebensgrundlage.
Die Agenda 2030 der UN enthält ein eigenes Entwicklungsziel für Böden (SDG 15): „Landökosysteme schützen…“. Bis 2030 sollen die Landökosysteme wiederhergestellt und ihre nachhaltige Nutzung gefördert werden, die Wüstenbildung soll bekämpft werden, die Wälder nachhaltig bewirtschaftet und die Bodenverschlechterung und der Biodiversitätsverlust gestoppt werden.
Um das Thema Boden mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, veranstaltete der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) im „Internationalen Jahres des Bodens 2015“ gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und mit Unterstützung der ahu AG den Wettbewerb “BodenWertSchätzen” und zeichnete 158 Projekte aus.
Ökolandbau stärken
Etwa die Hälfte unseres Landes wird landwirtschaftlich genutzt. Weltweit sind es 38 Prozent. Der Ökolandbau fördert den Artenschutz, belastet das Grundwasser und das Klima weniger und schützt vor einer Überdüngung der Böden. Er ist für den Schutz von Böden essentiell. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie und die Biodiversitätsstrategie sehen deshalb vor, dass Landwirte in Deutschland bis zum Jahr 2030 20 Prozent ihrer Nutzflächen ökologisch bewirtschaften. Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun – 2015 erreichte der Anteil gerade mal 6,5 Prozent.
Um das von der Bundesregierung gesetzte Ziel auf absehbare Zeit zu erreichen, fordert der RNE Reformen: Die Hemmnisse für den Ausbau des Ökolandbaus müssen identifiziert und behoben werden. Landwirte brauchen Rechtssicherheit – auf EU-Ebene liegt noch immer keine neue Ökoverordnung vor. Zwischenzeitliche Pläne der EU-Kommission, die Endprodukte der Biobauern zu prüfen, anstatt den Prozess des Biolandbaus, hatte bei den Landwirten zu großen Verunsicherungen geführt. Der RNE fordert weiter, ökologischen Landbau leistungsfähiger zu machen: Produktionstechniken müssen auf Klimawandel und Ressourcenknappheit reagieren, die Leistungen der Landwirte für die Umwelt honoriert und die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe erhöht werden.
Wichtiges Steuerungselement ist die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP). Hier entscheidet sich, wie sich die Landwirtschaft auf die Umwelt auswirkt. Eine umweltfreundliche Landwirtschaft ist unverzichtbar. Denn nur so können wir sichergehen, dass auch zukünftige Generationen eine stabile Basis für ihre Nahrungsmittelproduktion haben.
Flächen nachhaltig nutzen
Auch in Deutschland werden immer noch zu viele Flächen verbaut. Während der letzten 60 Jahre hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland mehr als verdoppelt. Laut Statistischem Bundesamt wurde im Jahr 2015 täglich eine Fläche von 66 Hektar neu ausgewiesen (2014 69 Hektar) – meist zulasten fruchtbarer Böden und der Landwirtschaft. Dieser Verlust an nutzbarem Land ist eine der größten Hypotheken auf die Zukunft. Nachhaltige Flächennutzung ist jedoch kompliziert, weil verschiedene Sektoren um die Ressource Fläche konkurrieren: Land- und Forstwirtschaft, Siedlungsbau und Verkehr, Naturschutz, Rohstoffabbau und Energieerzeugung. Eine sparsame und verantwortliche Flächennutzung ist auch ein Zeichen dafür, wie sich Stadt und Land nachhaltig entwickeln und die Ressource Boden schützen.
Der RNE hat zahlreiche Vorschläge gemacht, wie Flächen intelligent und nachhaltig genutzt werden können. Bereits im Jahr 2004 veröffentlichte der Rat den immer noch aktuellen Leitfaden: „Mehr Wert für die Fläche: Das ‚Ziel-30-ha‘ für die Nachhaltigkeit in Stadt und Land“. Die Ideen damals: Entfernungspauschale abschaffen, Eigenheimpauschale und Grundsteuer so verändern, dass sie den Neuerwerb von Immobilien in Innenstädten und die Nachverdichtung in Städten statt auf der grünen Wiese fördern. Diese Ideen und Empfehlungen haben auch heute noch Bestand.
Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie sah ursprünglich vor, dass bis zum Jahr 2020 höchstens 30 Hektar Fläche täglich verbraucht werden. Es zeichnet sich aber ab, dass das Ziel nicht erreicht wird. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie von 2016 steuert daher nach und sagt: Die Inanspruchnahme zusätzlicher Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke soll bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag begrenzt werden. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Netto-Null-Flächenverbrauch bis zum Jahr 2050 und zu einer nachhaltigen Entwicklung im Ganzen.
Der beim Nachhaltigkeitsrat von einer Gruppe von Oberbürgermeistern geführte “Strategiedialog zur nachhaltigen Stadt” liefert wichtige Beiträge für eine nachhaltige Siedlungs- und Flächenpolitik in den Kommunen.